„Völlig unhaltbar“

NDR weist den Vorwurf der manipulativen Berichterstattung in Sachen „Cap Anamur“ zurück

Der Dokumentarfilmer Martin Hilbert von der Kölner Aquino-Film war entsetzt: „Ich bin es nicht gewohnt, dass Einstellungen, die in einem bestimmten Zusammenhang stehen, wissentlich in einen anderen gestellt werden“, schrieb Hilbert in einem Beschwerdebrief an den NDR (taz berichtete am 22. 7.). Gegenstand des NDR-Beitrages war die Reise der „Cap Anamur“.

Nun hat der NDR geantwortet. Andreas Cichowicz, NDR Fernseh-Chefredakteur, weist die Vorwürfe als „völlig unhaltbar“ zurück. Die NDR-Darstellung, dass die Schiffbrüchigen „unerklärlich lange“ auf der „Cap Anamur“ ausharren mussten, werde von einem Vertreter des UNHCR gestützt und vom Cap-Anamur-Sprecher Bernd Göken im Film bestätigt. Auch ein laut Aquino-Film erfundener Umweg des Schiffes über Malta werde durch Aussagen der maltesischen Polizeibehörde belegt. Allerdings räumt „Panorama“ ein, den Zeugen Hassan Mamri aufgrund eines Übertragungsfehlers falsch untertitelt zu haben. Mamri sei nicht als Besatzungsmitglied, sondern als Mitglied der Flüchtlingsorganisation ARCI an Bord der „Cap Anamur“ gelangt. Dieser Fehler ändere nichts am Gehalt seiner Aussage: Seiner Einschätzung nach hegte die Besatzung Zweifel an der angeblich sudanesischen Nationalität der Flüchtlinge. Der NDR weist darauf hin, dass die Firma Aquino-Film in „sehr enger Beziehung“ zu Cap Anamur stehe. Der Kameraassistent von Aquino-Film, der an Bord war, sei tatsächlich Cap-Anamur-Mitglied.

Dokumentarfilmer Hilbert bleibt bei seiner Darstellung. Er habe aus einem italienischen Handynetz mit seiner Frau telefoniert, als die „Cap Anamur“ angeblich vor Malta lag. Dass sein Kameraassistent Cap-Anamur-Mitglied ist, sei bekannt gewesen: „Den habe ich ausgebildet. Der dreht mit unserem Equipment für eine Langzeitdokumentation.“ Von einer engen Beziehung könne dennoch keine Rede sein: „Ich habe mit den Leuten von Cap Anamur viel Zeit verbracht für unser Langzeitprojekt – im Unterschied zu Leuten, die nur Kurzbeiträge machen.“ Hilbert kündigte eine weitere Stellungnahme an. KUZ