„Cap Anamur“-Flüchtlinge in Gewahrsam

Nach ihrer Ankunft in Ghana sind 25 Afrikaner, die Italien abgeschoben hat, festgenommen worden. Flüchtlingsrat in Rom fordert Stopp der Abschiebungen

ROM taz ■ Die 25 „Cap Anamur“-Afrikaner, die am Donnerstag zwangsweise aus Italien ausgeflogen worden waren, sind bei ihrer Ankunft in Accra festgesetzt worden. Die katholische Website Missionary Service News Agency (www.misna.org) berichtet, der Innenminister wolle sie wegen Schädigung des Ansehens Ghanas in der Welt belangen. Eine Bestätigung für diese Meldung war von der Ghana News Agency in Accra zunächst nicht zu erhalten. Dort hieß es, die 25 seien noch in Gewahrsam, weil erst ihre Herkunft verifiziert werden müsse; unklar sei, ob sie überhaupt aus Ghana stammen.

Christopher Hein vom Italienischen Flüchtlingsrat zeigte sich angesichts dieser Meldungen der taz gegenüber alarmiert. Der Flüchtlingsrat hatte – ebenso wie der UNHCR – die Abschiebeaktion des italienischen Innenministeriums harsch kritisiert, da italienisches wie auch europäisches Recht gebrochen worden sei. Auch der Europäische Menschenrechtsgerichtshof hat sich mittlerweile in die Affäre eingeschaltet. Er wollte von der italienischen Regierung bis gestern, 15 Uhr klare Auskünfte über den Ablauf des Verfahrens, vor allem über die Modalitäten, wie die wirkliche oder angebliche Herkunft der mittlerweile Abgeschobenen festgestellt wurde.

In einer Presseerklärung forderte der Italienische Flüchtlingsrat gestern, angesichts der Meldungen aus Ghana sofort die Abschiebung jener sechs Personen zu stoppen, die noch im Lager Ponte Galeria bei Rom festgehalten werden. Auch sie hatten am Donnerstag ausgeflogen werden sollen, waren angesichts ihres Widerstandes aber wieder von Bord gebracht worden. Ihre Anwälte berichteten, dass zwei von ihnen offenbare Spuren physischer Gewalt zeigten. Italiens Innenministerium hatte seinerseits erklärt, dass die sechs „mit dem erstmöglichen Flug“ nach Ghana geschafft werden sollen. MICHAEL BRAUN