: Sport mit Reinheitssiegel
betr.: „Der Fahnder mit dem Becherchen“, taz vom 3. 8. 04
Das passt ja wundersam zusammen: Für wirksame Lebensmittelkontrollen fehlt in Deutschland das Geld, aber in der Dopingkontrolle sind wir Weltmeister! Vierzig Kontrolleure sind täglich im ganzen Land unterwegs, um unseren Spitzensportlern beim Pinkeln Gesellschaft zu leisten. Warum eigentlich? Sind gedopte Athleten für die Bevölkerung gefährlich? Kommen die nach vollbrachter Höchstleistung als Spareribs oder Hotdogs auf den Tisch? Wer sich wegen zum Teil alberner Sportarten mit Chemie voll pumpt, nur damit Bild über Medaillen jubelt, soll das doch tun, bis er platzt.
Wie tickt eine Gesellschaft, die billigend in Kauf nimmt, dass wir uns so ziemlich mit allen Lebensmitteln Ackergifte, Hormone, Antibiotika und genetisch manipulierte Substanzen „reinziehen“, die aber andererseits deutsche sportliche Höchstleistungen nur mit dem Siegel der Reinheit vor dem Rest der Welt herzeigen will? Wer zahlt eigentlich die 40 Urinsammler und die 10.000 aufwändigen chemischen Analysen? Geht das von den Prämien für Medaillen weg? Zahlen die ganzen Sponsoren wenigstens eine Dopingsteuer für ihre Höchstleister? […] EMMO FREY, Dachau