Weiter forschen

Am Donnerstag berät eine Sondersynode der Reformierten darüber, eine Million Euro für die Johannes-a-Lasco-Bibliothek in Emden zu bewilligen. Damit ließe sich die wichtigste deutsche Calvinismus-Forschungsstätte erhalten

Die deutschlandweit bedeutendste Forschungsstelle zur Geschichte des reformierten Protestantismus soll wiederbelebt werden. An einem Finanzkonzept, mit dem die seit Mitte Dezember geschlossene Emder Johannes-a-Lasco-Bibliothek erneut für Forschungs- und Bibliothekstätigkeit zugänglich gemacht werden soll, werkeln derzeit Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) und reformierte Kirche gemeinsam.

Der Betrieb der seit 1994 in der Großen Kirche Emden beheimateten Bibliothek sollte ursprünglich aus den Zinserträgen der Träger-Stiftung finanziert werden. Das war Mitte vergangenen Jahres allerdings unmöglich geworden: Das Stiftungskapital war auf 1,8 Millionen Euro geschrumpft. Sieben Jahre zuvor hatte es noch 8,6 Millionen betragen – nach Expertenansicht der Mindestbetrag, um die Einrichtung am Leben zu erhalten. Schon der Börsencrash von 2002 hatte die Stiftung rund drei Millionen gekostet, ohne dass der damalige Verlust ausgeglichen wurde.

Fatal für die Bibliothek: Denn mit dem Restkapital hätte man den Büchereibetrieb aufrecht erhalten können. Nur wäre dafür auf den Ausbau der Sammlung zu verzichten gewesen. Der aber ermöglicht, Drittmittel einzuwerben. So hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) seinerzeit für die Digitalisierung der Sammlung Albert Rizaeus Hardenberg bis 2004 vier Jahre lang zwei BAT-Stellen finanziert.

Am Donnerstag berät nun eine Sondersynode der reformierten Kirche über eine Zustiftung von einer Million Euro. Die wäre dem Vernehmen nach Voraussetzung dafür, dass sich die übrigen 21 Landeskirchen der EKD an der Kollekte beteiligen.

Die reformierte Kirche hat auch aus fiskalischen Gründen ein dringendes Interesse an einer möglichst zügigen Neueröffnung. Denn weil sie eine öffentliche Bibliothek unterhält, ist die Stiftung als gemeinnützig anerkannt.

Momentan beschränken sich ihre Aktivitäten allerdings auf die Vermietung des restaurierten Kirchenschiffs: Es wird in Emden gerne als Konzertsaal für öffentliche Veranstaltungen gebucht, aber durchaus auch als repräsentative Location für Feiern in eher privatem Rahmen. Das dürfte kaum reichen, um den Sonderstatus zu behalten. Fiele der weg, käme es zu Steuernachforderungen.

Für böses Blut hatte im Sommer der Rauswurf des Stiftungsvorstands und Gründungsdirektors der Bibliothek, Walter Schulz, gesorgt: Aus Protest hatten Geistliche, wie auch der Emder Oberbürgermeister ihre Kuratoriums-Mandate niedergelegt. Im Zuge von Untreue-Ermittlungen hatte die Polizei Bücherei und Privatwohnungen durchsucht.

Ob es zur Anklage kommt, entscheidet sich wohl im Laufe des Monats: Ein Schriftsatz der Verteidigung sei am Montag in Aurich eingetroffen, sagte der leitende Oberstaatsanwalt Werner Kramer. Der werde jetzt geprüft. Im Herbst hatte Werner ein Ende der Ermittlungen bis zum Jahreswechsel in Aussicht gestellt. Einsicht in die Akten erhielten Schulz’ Verteidiger jedoch erst Mitte Januar. BES