piwik no script img

Archiv-Artikel

Schüler im Regen

Lange spricht von Bevorzugung der Gesamtschulen und will jetzt will jetzt Gymnasien bei Schulsanierung bevorzugen. Opposition: Alles Quatsch

von KAIJA KUTTER

Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) bietet neuen Zündstoff. Frühere Senate hätten Gesamtschulen beim Schulbau „derart bevorzugt, dass alle anderen Schularten darunter leiden mussten“, ließ er am Montag verkünden. Diese Zeiten seien jetzt vorbei. So wolle die Bildungsbehörde von 2003 bis 2006 68 Millionen Euro für die Erneuerung von 18 Gymnasien ausgeben.

Lange führte auf, dass zwischen 1994 und 2001 pro Gesamtschüler 8.415 Euro und pro Gymnasiast nur 332 Euro investiert wurden. Somit hätten frühere Senate in Gesamtschulen das 25-fache investiert. Von den 71 Gymnasien seien hingegen von 1992 bis 2001 nur zwölf „grunderneuert“ worden.

Was der Senator nicht erwähnt: Gesamtschulen waren damals noch im Aufbau. Neu gebaut wurden unter anderem die Gesamtschulen Allermöhe, Bergstedt, Benzenbergweg und Lohbrügge. „Es ist unseriös ohne Ende, vor diesem Hintergrund eine Pro-Kopf-Rechnung aufzustellen“, sagt SPD-Schulpolitikerin Britta Ernst. Welche Schule saniert wurde, sei nach „Dringlichkeit“ entschieden worden. Ernst: „Das kann man doch nicht nach Schulform bewerten und sagen, wir lassen die Gesamtschüler jetzt im Regen stehen.“

„Die Gymnasien standen doch alle schon, das kann man nicht gleichstellen“, bemerkt auch GAL-Politikerin Christa Goetsch, die gerade erst eine große Anfrage zum Schulbau gestellt hatte. Ergebnis: Weder bei der „Grundinstandsetzung“ noch bei der „Grunderneuerung“ gab es eine Bevorzugung von Gesamtschulen. Zudem, so Goetsch, seien elf der 18 Gymnasien, die Lange nun aufführt, bereits unter Rot-Grün im Haushalt eingestellt gewesen. Goetsch: „Es gibt nur ein einziges, welches wirklich neu in 2002 hinzukommt.“

„Ein Drittel der Schüler geht an Gesamtschulen. Diese Schulen wurden aufgebaut, weil Eltern sie wählten“, erklärt auch Sabine Bick von der Elternkammer, die nun befürchtet, dass Gymnasien bevorzugt werden. So sollen wegen der Verkürzung des Abiturs auf 12 Jahre und den dadurch anfallenden Nachmittagsunterricht 67 Gymnasien Kantinen bekommen. Laut Behördensprecher Alexander Luckow sind die Planungen dafür schon recht weit. So bekommen 29 Schulen, die sich baulich ähneln, die gleiche Kantine, bei 30 weiteren müsse es „Einzellösungen“ geben. Darüber hinaus seien sieben bereits fertig. Was das ganze kostet, könne er nicht sagen, „weil die Planungen noch nicht abgeschlossen sind“.

Ernst geht davon aus, dass die Schulküchen den Löwenanteil der 37 Millionen Euro verschlingen, die Berlin für Ganztagsschulen bereitstellt. Das sei „pädagogisch nicht richtig“. Von dem Geld sollten Schulen in sozialen Brennpunkten profitieren.