: Irak: Saddams Vize in Haft
Irakische Behörden melden Festnahme von Essat Ibrahim al-Duri in Tikrit. US-Armee kann dies nicht bestätigen. Rund 500 Menschen bei Razzia in Latifia inhaftiert
BERLIN afp/dpa ■ Der frühere Stellvertreter des gestürzten Machthabers Saddam Hussein, Essat Ibrahim al-Duri, soll nach irakischen Behördenangaben gefasst worden sein. Essat Ibrahim sei in der Region Tikrit festgenommen worden, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministerium gestern in Bagdad mit. Laut Innenministerium wurden 70 Anhänger von Essat Ibrahim bei der Festnahme getötet oder verletzt. Ein US-Armeesprecher konnte die Festnahme zunächst nicht bestätigen.
Nationalgardisten fassten Essat Ibrahim in einem Krankenhaus, hieß es. Dort habe der Leukämiekranke eine Bluttransfusion erhalten sollen. „Er hatte sehr viele Anhänger an seiner Seite, die ihn zu verteidigen suchten.“ Ein US-Armeesprecher sagte vorsichtig: „Wir können das nicht bestätigen. Wir sind nicht an der Operation beteiligt gewesen.“
Als Vize Saddam Husseins im Revolutionären Kommandorat und an der Spitze der Baath-Partei gehörte Ibrahim bis zuletzt zum inneren Führungszirkel. Der 62-Jährige steht an sechster Stelle auf der US-Wanted-Liste: Wenn politische Gegner mit Gewalt ausgeschaltet werden sollten, zog auch Ibrahim bei Hinrichtungen die Pistole.
Bei einer Razzia haben US-Soldaten und irakische Sicherheitskräfte rund 500 mutmaßliche Aufständische festgenommen. Zwölf Polizisten wurden beim Einsatz in Latifia getötet, teilte ein Sprecher der Nationalgarde gestern mit. Auch in der nördlichen Stadt Tall Afar ging die US-Armee gegen Aufständische vor. Dabei wurden mindestens 15 Menschen getötet und Dutzende verletzt.
In nordirakischen Bedschi wurde die Leiche eines im August entführten Ägypters entdeckt. Arabische Sender berichteten, der Mann war gefesselt und wies Folterspuren auf.
Die Situation der beiden entführten Franzosen war weiter unklar. Unterhändler hatten erklärt, die Entführer forderten freie Fahrt nach Bagdad, um die Reporter Christian Chesnot und Georges Malbrunot zu übergeben. In der Region Falludscha, wo die beiden Journalisten festgehalten werden sollen, waren auch gestern US-Panzer und Hubschrauber im Einsatz.