+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Selenskyj schlägt Moskau neue Friedensverhandlungen vor
Der ukrainische Präsident will die Friedensverhandlungen mit Russland beschleunigen. Und schlägt ein Treffen auf Führungsebene vor – bereits in der kommenden Woche.

Selenskyj: Alles tun, um Waffenruhe zu erreichen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will die zuletzt stockenden Verhandlungen mit Russland über eine Waffenruhe wieder in Gang bringen. Der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Rustem Umjerow, habe Moskau ein Treffen in der nächsten Woche vorgeschlagen, teilte Selenskyj in einer in Kiew verbreiteten Videobotschaft mit. Die Ukraine sei zu einem Treffen auf Führungsebene bereit. Ein genaues Datum nannte Selenskyj nicht.
Die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete, eine Quelle aus dem Umfeld des russischen Verhandlungsteams habe bestätigt, den Vorschlag Kiews für ein Treffen erhalten zu haben. Russland hatte zuletzt immer wieder die Bereitschaft erklärt, die im Frühjahr begonnenen Gespräche in Istanbul fortzusetzen. Die letzte Runde endete Anfang Juni schnell, nachdem die russischen und ukrainischen Delegierten ihr Treffen nach knapp einer Stunde abgebrochen hatten. Ursprünglich hatte Moskau eine neue Verhandlungsrunde bereits in der zweiten Juni-Hälfte erwartet.
Selenskyj sagte, das auch ein neuer Austausch von Gefangenen vorgesehen sei. Darauf hatten sich die Kriegsparteien bei ihren ersten Verhandlungsrunden geeinigt. Der ukrainische Präsident hatte Umjerow, der zuletzt als Verteidigungsminister die Gespräche führte, aufgefordert, die Verhandlungsdynamik zu erhöhen. Es müsse alles getan werden, um eine Waffenruhe zu erreichen, sagte er. „Die Ukraine ist zu einem solchen Treffen bereit.“
Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte erst am Freitag begrüßt, dass Selenskyj erklärt hatte, dass der Verhandlungsprozess mehr Dynamik brauche. „Das ist ein positives Signal. Und hier sind wir uns absolut einig: Wir sind auch dafür, den Verhandlungsprozess zu beschleunigen“, sagte Peskow. (dpa)
Russland meldet weitere Drohnenangriffe auf Moskau
Derweil meldete Russland in der Nacht weitere ukrainische Drohnenangriffe auf die Hauptstadt Moskau. Mindestens 14 Drohnen seien abgeschossen worden, schrieb Bürgermeister Sergej Sobjanin auf Telegram. Helfer seien in den Gebieten im Einsatz, in denen Trümmer herabgestürzt seien. Zunächst gab es aber keine Berichte über schwere Schäden oder Verletzte.
Aus Sicherheitsgründen wurde vorübergehend der Flugverkehr auf den vier Moskauer Flughäfen Scheremetjewo, Domodedowo, Wnukowo und Schukowski vorübergehend eingestellt, wie die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf die Luftfahrtbehörde Rosawiazija berichtete.
Bereits am Samstag hatte die Ukraine bei ihrer Verteidigung gegen Moskaus Angriffskrieg auch Ziele in Russland mit Drohnen angegriffen. Sobjanin meldet inzwischen täglich ukrainische Drohnenangriffe.
Die Ukraine will mit den Angriffen auf Ziele im russischen Hinterland vor allem den militärischen Nachschub des Gegners treffen. Die Schäden und Opfer infolge der ukrainischen Angriffe stehen in keinem Verhältnis zu den vielen Toten und Verletzten sowie schweren Zerstörungen durch die russischen Attacken. (dpa)
Ukraine: Elf verschleppte Kinder und Jugendliche kehren zurück
Elf im Krieg von Russland verschleppte Kinder und Jugendliche kehrten nach ukrainischen Angaben in ihre Heimat zurück. Das jüngste der zurückgebrachten Kinder ist zehn Jahre alt, das älteste 17, wie der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinez auf Telegram mitteilte. Damit seien seit Beginn der russischen Invasion 1.453 Kinder aus den besetzten Gebieten und Russland zurückgebracht worden. Die Angaben konnten unabhängig zunächst nicht überprüft werden.
Russland wird vorgeworfen, durch die gewaltsame Verschleppung absichtlich die Identität ukrainischer Kinder zu zerstören und tiefe emotionale und psychologische Traumata zu verursachen. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat wegen der Verschleppung Haftbefehle gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa erlassen. Russland weist die Vorwürfe zurück. (dpa)
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