Sorge wegen AfD

Wirtschaftsspitzenverband UVB erwartet für 2024 weiterhin schlechte Stimmung in der Region

Von Stefan Alberti

Schlechte Stimmung, Zurückhaltung bei Investitionen, AfD-Boom und kaum Hoffnung auf Besserung: Bei der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg, dem unter dem Kürzel UVB firmierenden Spitzenverband der Wirtschaft, schaut man äußerst skeptisch auf das neue Jahr. „Der Optimismus hält sich in Grenzen, was 2024 angeht“, war von UVB-Chef Alexander Schirp am Dienstag beim traditionellen Pressegespräch zum Jahresauftakt zu hören – jeder Bereich sei vom Stimmungstief betroffen. Über die AfD urteilte er: „Sie macht uns große Sorgen.“

Besonders hob der UVB-Chef die Baubranche heraus: „Die hatte ein schwieriges Jahr und hat nun ein noch schwierigeres vor sich.“ Generell sei 2023, was die Wirtschaft betrifft, „ein verlorenes Jahr gewesen“. Und für 2024 gelte: „Wir sehen nicht, woher die richtigen Impulse kommen sollen.“ Auch die Hoffnung auf sinkende Inflation nannte er „recht vage“.

Das Problem für den UVB genauso wie für die Regierenden in Berlin und Brandenburg: Nach den reinen Zahlen müsste die Stimmung weit besser sein als anderswo in Deutschland. Während Forscher für 2024 bundesweit von einem Wirtschaftsrückgang ausgehen, erwartet der UVB regional ein Wachstum: 1,5 Prozent in Berlin, 2 bis 3 Prozent in Brandenburg.

Mit Blick auf die dennoch trüben Aussichten des UVB-Chefs spielt das viel kritisierte Handeln von Ampelkoalition und Bundesregierung eine große Rolle. „Die nationale Politik ist hier leider ein Unsicherheitsfaktor geworden“, sagt Schirp. Unsicherheit aber „sei Gift für unsere Unternehmen“.

Wie so oft forderte der UVB auch am Dienstag schnellere Abläufe in Politik und Verwaltung. Schirp nannte als Negativbeispiel den Bau eines zweiten Bahngleises zwischen Cottbus und Lübbenau: Wenn das 2027, vielleicht auch erst 2028 fertig wird, hätten 29 Kilometer Gleisbau über zehn Jahre gedauert. Bei einer Umfrage hätten 86 Prozent der teilnehmenden Unternehmen angegeben, sie würden sich stark bis sehr stark von der Bürokratie beeinträchtigt fühlen. „Wir brauchen endlich spürbare Fortschritte und weniger bürokratische Fesseln“, sagte Schirp, „das wäre ein Konjunkturprogramm zum Nulltarif.“

Brandenburg habe dabei mit der AfD ein weiteres Problem. In Umfragen liegt die Partei bei 32 Prozent. Sollte die AfD bei der Landtagswahl im September tatsächlich so stark abschneiden, sieht Schirp die wirtschaftliche Entwicklung gefährdet, denn: „Es ist unabdingbar, dass Brandenburg ein weltoffenes Land bleibt.“ Man sei dringend auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen. Als Beispiel nannte er das Tesla-Werk in Grünheide. Für Ende Februar kündigte er dazu ein Positionspapier an: „Wir werden genau beschreiben, was uns stört und was wir für gefährlich halten an der AfD.“