herzensort: Vom Glück, im See gebettet zu sein
Wenn das Wasser meinen nackten Körper berührt, bin ich glücklich. Es ist ein samtenes Lappen und Schwappen, das meine Füße, meine Knöchel, Waden hochzieht und dann, beim Eintauchen in den See, fühle ich mich vom Wasser gebettet. Jetzt, am Ende des Sommers, möchte ich jeden Tag im See schwimmen. Denn mit jedem Grad kühlerem Wasser wird es schwerer.
Ich gehe an den Flughafensee in Berlin, an den FKK-Strand. Er ist der nächste von mir aus. Dafür radle ich die Scharnweberstraße entlang, ein Getto. Den FKK-Strand hat eine Handvoll Leute, die dort ihre Sommer verbringen, liebevoll gestaltet. Die Böschung haben sie stabilisiert, Bänke und Nischen gebaut, Blumen ausgesät, ein Regal mit leeren Katzenfutterbechern aufgehängt, die als Aschenbecher genutzt werden sollen. „Kippen im Kies – wie mies“, steht daneben.
Es ist ein gefährdetes Kleinod. Mal werden die Unbekleideten vom Weg aus beschimpft, nackt sei nicht haram, mal will das Bezirksamt Tabula rasa machen. Dabei zeigt es, wie Menschen gestalten können im öffentlichen Raum – und ihn befrieden können. Wenn man sie nur lässt. Waltraud Schwab
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