Polizei rudert vor und zurück

Nach den umstrittenen Filmaufnahmen beim Christopher Street Day in Kiel machen sich beide Seiten Vorwürfe

Weil sie Kleidungsstücke mit der Aufschrift „Polizei“ trugen, wurden zwei schwule Polizisten beim Christopher Street Day in Kiel gefilmt – von ihren eigenen Kollegen. Die Presse (auch die taz) berichtete, nun steht die Polizei unter Druck: „Die Kieler Polizei“, erklärte deren Sprecher Uwe Voigt zu Wochenbeginn, „weist den Vorwurf, homosexuelle Kollegen zu diskriminieren, entschieden zurück.“

Grund für die Filmaufnahmen sei der Verdacht gewesen, die schwulen Kollegen hätten gegen das Uniformierungsverbot verstoßen. Schließlich waren sie nicht im Dienst, sondern betreuten einen Infostand des „Verbandes lesbischer und schwuler Polizeibediensteter“ (VerlsPol).

Die Aufforderung an die schwulen Kollegen, die inkriminierten Kleidungsstücke auszuziehen, sei jedoch noch aus einem anderen Grund erfolgt, legte der Kieler Polizeisprecher nach. Zeitgleich zum Christopher Street Day seien am Samstag in Kiel „linke Autonome“ und „alkoholisierte Fußballfans“ unterwegs gewesen. Aufgrund dieser „Gemengelage“ habe die Polizeiführung „eine Gefährdung der beiden Kollegen“ für möglich gehalten.

Diese Darstellung wiederum erbost den Verband lesbischer und schwuler Polizisten. „Die Kieler Polizei lügt“, heißt es in einer Gegendarstellung, die vorgestern Abend verbreitet wurde. Von einer Gemengelage könne keine Rede sein. Davon abgesehen sei das Filmen sowieso nicht erlaubt gewesen, und an der Aufschrift „Polizei“ sei nichts zu beanstanden.

So sieht das inzwischen offenbar auch die Kieler Polizei. „Das Beweismaterial wurde zwischenzeitlich vernichtet“, heißt es etwas kleinlaut in der Erklärung des Polizeisprechers.

Der Verband schwuler und lesbischer PolizistInnen hat bereits angekündigt, auch in Zukunft Kleidungsstücke mit der Aufschrift „Polizei“ einzusetzen. taz