Knauserig gegen Long Covid

Millionen Menschen leiden bundesweit an den Folgen einer Corona-Infektion. Auch die wirtschaftlichen Schäden sind groß. Lauterbach will mit einer Initiative Abhilfe schaffen, stellt aber nur wenig Geld bereit

Von Luisa Faust

Long Covid ist teuer: Allein 2021 haben die Spätfolgen von Covid-19-Infektionen in Deutschland Kosten in Höhe von 5,7 Milliarden Euro verursacht. Das geht aus einer neuen Studie des Frankfurter Gesundheitsökonomen Afschin Gandjour hervor. Je­de*r vierte Arbeitnehmer könnte durch Long Covid teilweise oder ganz arbeitsunfähig werden.

Doch nicht nur die volkswirtschaftlichen Schäden sind hoch. Betroffene des sogenannten Post-Covid-Syndroms leiden teils unter den heftigen Symptomen. Schätzungen zufolge entwickelt etwa je­de*r Zehnte nach einer überstandenen Corona-Infektion Long Covid, in Deutschland sollen es zwischen 1 und 2,5 Millionen Menschen sein. In einigen wenigen Fällen entwickelt sich Long Covid auch nach einer Impfung. In besonders schwerwiegenden Fällen kann die neuroimmunologische Erkrankung ME/CFS entstehen, bundesweit sind etwa 500.000 Menschen betroffen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will bessere Versorgungsangebote für Betroffene schaffen. Am Mittwoch stellte er dazu die Initiative „Long Covid und ME/CFS“ vor. „Es besorgt mich, dass die Behandlungserfolge bislang so bescheiden sind, ich hätte mehr Fortschritt erwartet“, so Lauterbach. „Wir müssen uns der Lage stellen: Wir haben noch keine durchschlagenden Therapiekonzepte.“ Die Zahl der Betroffenen steige weiter, denn noch immer infizierten sich Menschen mit dem Virus.

Im April hatte Lauterbach 100 Millionen Euro für Long-Covid-Maßnahmen angekündigt. Wegen der Einsparungen im Bundeshaushalt ist für die Initiative jetzt deutlich weniger Geld eingeplant: Das Ministerium will vor allem in die Versorgungsforschung investieren, rund 40 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung. Lauterbach kritisierte, dass die Pharmaindus­trie bislang zu wenig an Behandlungen forsche.

Außerdem stellt das Ministerium ein Portal online, das Informationen vor allem für Betroffene und behandelnde Ärz­t*in­nen bietet. Ärz­t*in­nen sollen sich dort über den aktuellen Wissensstand erkundigen können. Häufig würden Symptome fälschlicherweise als psychosomatisch eingeordnet.

Im Herbst will das Ministerium zu einem runden Tisch laden, bei dem Betroffene, Selbsthilfegruppen sowie Forschende und Behandelnde sich austauschen können.