Energieversorgung in Südostasien: Boom der Erneuerbaren

Kohle und Gas dominieren die Energieversorgung in Singapur, Indonesien, Thailand und Vietnam. Doch das ändert sich gerade drastisch.

Aufbau einer Soalranlage in Vietnam

Aufbau einer Solaranlage auf dem Dach der Sao Mai Corporation in Can Tho, Vietnam, 04.11.2019 Foto: Thomas Imo/photothek/imago

CHIANG MAI taz | Für viele Europäer ist Südostasien der Inbegriff von Sonne. Wegen der langen Küstenlinien gibt es zudem Potenzial für Windenergie und Indonesien sowie die Philippinen verfügen über beste Voraussetzungen für die Nutzung von Geothermie. Trotzdem ist der Anteil an Erneuerbaren hier relativ gering.

Ein Bericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) zeigt, dass die Erneuerbaren nur 14,3 Prozent des Primärenergiebedarfs liefern. Irena-Chef Francesco La Camera sagte im September: „Die Region steht an einem Scheideweg. Einerseits kann sie den Weg der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verfolgen, die größtenteils aus nicht-einheimischen Quellen stammen. Andererseits könnte die Region ihre reichhaltigen, erschwinglichen erneuerbaren Energieressourcen nutzen, um die Energie­kos­ten zu senken, die Emissionen zu reduzieren und die regionale wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben.“

Genau das scheint nun zu passieren. Der Vorreiter war Vietnam: Nachdem das Land eine Einspeisevergütung für Solaranlagen auf Dächern eingeführt hatte, explodierte die Leistung. Noch im Jahr 2018 wurden in Vietnam Solaranlagen mit einer Kapazität von nur 97 Megawatt gebaut. Dieser Wert stieg 2019 auf knapp 5 Gigawatt und im Jahr 2020 gar auf gut 16 Gigawatt. Das schnelle Wachstum überforderte allerdings die Netze, sodass die vielen neuen Anlagen heruntergeregelt werden müssen. Nun werden die Netze ausgebaut.

2022 Jahr zog Thailand nach: Bei einer Auktion wurden Erneuerbare-Projekte mit einer Kapazität von insgesamt 5,2 Gigawatt ausgeschrieben. Auch die Philippinen setzen auf solche Auktionen: In den kommenden drei Jahren sollen Solarprojekte mit einer Kapazität von gut 11 Gigawatt versteigert werden. Zudem wurden Gesetze für die Entwicklung von Offshore-Wind-Anlagen verabschiedet.

Hitzerekord: 45,5 Grad in Thailand

Die spektakulärsten Projekte verfolgt Singapur. Der Insel- und Stadtstaat hat ein begrenztes Potenzial für Erneuerbare, da es an Platz mangelt. Ein Großteil des erforderlichen Grünstroms soll daher importiert werden. Im März wurden erste Großprojekte vorgestellt. Über ein 1.000 Kilometer langes Unterseekabel mit einer Kapazität von einem Gigawatt soll Strom aus erneuerbaren Quellen in Kambodscha bezogen werden. Das hat das Potenzial, einen Erneuerbaren-Boom in Kambodscha auszulösen.

Wie dringend solche Projekte sind, zeigt die Hitzewelle, die derzeit von Indien über Bangladesch bis Südostasien das Leben von rund zwei Milliarden Menschen prägt. In mehreren Ländern wurden Temperaturrekorde gebrochen. So wurden in Thailand zum ersten Mal 45,5 Grad gemessen. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit sind die gefühlten Temperaturen noch höher. Die Hitze treibt auch den Stromverbrauch an, denn viele Menschen nutzen Klimaanlagen. Dieses Jahr wurde der Verbrauchsrekord vom Vorjahr – schon im April – deutlich geschlagen.

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