Backpfeife in der Münchner Kabine: Bayern mit Schlagseite

Manés Watschn gegen Sané verweist auf größere Probleme beim FC Bayern. Nichts stimmt mehr. Die Verantwortung tragen die sogenannten Bosse.

Sadio Mané mit ausgebreiteten Armen auf dem Spielfeld

Handgreiflich in der Kabine: Sadio Mané reiht sich bei den Bayern traditionsbewusst ein Foto: Phil Noble/reuters

Die „bayerische Art, hinzulangen“, ist seit Max Streibls Rechtfertigung des „Münchner Kessels“ ein feststehender Begriff. Im Sommer 1992 waren 500 Demonstranten gegen den G7-Gipfel von der Polizei stundenlang eingekesselt worden. Die Einsatzleitung, die das Konzept der „niedrigen Eingreifschwelle“ verfochten hatte, wertete die Störaktionen als Nötigung und ließ die Beamten die Knüppel schwingen.

Auch bei den Kickern des ortsansässigen Rekordmeisters haben Handgreiflichkeiten Tradition: 1999 ohrfeigte Bixente Lizarazu den damals fast noch sakrosankten Lodda Matthäus, 2002 gerieten Lizarazu und Niko Kovač sowie Jens Jeremies und Sammy Kuffour aneinander, zehn Jahre später schlug Franck Ribéry in der Halbzeit gegen Real Madrid Arjen Robben ein Veilchen, 2019 prügelten sich Kingsley Coman und Robert Lewandowski, 2020 Leon Goretzka und Jérôme Boateng. Nun also Sadio Manés Schlag gegen Leroy Sané. Anlass: ein Laufweg Manés. Geht's banaler? Nö.

Die Watschn und die nötige Geldstrafe samt Suspendierung für das nächste Bundesliga­spiel sind schlagende Beweise dafür, dass in der Bayern-Kabine derzeit nichts mehr stimmt. Dass diese Probleme überhaupt erst dort ankommen, dafür tragen die sogenannten Bosse die Verantwortung. Der Fisch stinkt vom Kopf her – und wie!

Bester Kader aller Zeiten?

Der selbst ernannte Triple-Anwärter wird die Saison mit maximal einem Titel beenden. Woher die Chuzpe stammt, sich zu den besten Teams Europas zu zählen? Tja. Wie man diese Mannschaft als den besten Bayern-Kader aller Zeiten bezeichnen kann? Gute Frage!

Der Torwart: zehn Zentimeter zu klein. Der Abwehrchef: ein steter Quell der Unzuverlässigkeit. Der Weltklasse-Außenverteidiger: sitzt nur auf der Bank und wird sich schnellstmöglich wieder vertschüssen. Der emotional leader: kann sich keine Gegentore ansehen, ohne die friedensbewegten Freiburger Fans zu provozieren wie der letzte Hool. Der Mittelstürmer: „farblos bis nicht vorhanden“, wie es beim „Monaco Franze“ einst hieß. Der Kapitän: auf der Ersatzbank. Und der Trainer: heute hier, morgen fort.

Dass Mané, im Vorjahr noch Nr. 2 bei der Wahl zum Weltfußballer, nach seiner Ausbootung beim bis dahin spektakulärsten Team des Planeten in der beschaulichen Bundesliga nicht glücklich ist: verständlich. Dass ihn im Herbst eine Verletzung nicht nur 100 Tage, sondern auch die WM gekostet hat: nervt, klar. Dass sein gesunkener Marktwert die Stimmung drückt: logisch. Da kann man einem Sané, der vergleichsweise wenig gewonnen hat, schon mal eine schallern. Sehr viel Zukunft wird Mané beim deutschen Rekordmeister wohl nicht mehr haben. Fragt sich nur, wer die Zukunft des FC Bayern gestaltet. Kahn, Salihamidžić und Hainer? Puh.

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