Menschen und Tiere: Klug kommunizieren kann nicht jeder

Meine Hündin hält wenig von den neuesten Auslassungen von Mathias Döpfner, Emmanuel Macron und Söder. Recht hat sie!

Ein Hund auf einer Wiese

Mein Jagdterrier schnaubt verächtlich. „Wie kann man etwas so Blödes sagen?“ Foto: imago

Frau Dr. Bohne – meine Hündin – findet, dass wir Menschen uns zu Unrecht als „Krone der Schöpfung“ bezeichnen. Sie ist der Auffassung, dass nicht Menschen Hunde, sondern Hunde Menschen halten, erziehen, beherrschen sollten.

Grund für ihre Kritik, sagt sie, sei die „Unfähigkeit des Menschen, intelligent zu kommunizieren“. „Schauen Sie“, sagt sie, „ich habe zum Beispiel so meine Probleme mit meinen Artgenossen. Viele sind mir entweder zu aggressiv oder zu dumm. Aber ich käme nie auf die Idee, eine hinterhältige Notiz zu verfassen, wo ich schriebe: ‚Die köter sind entweder nichtsnutzige mistviecher, die mir das Futter wegfressen wollen, oder sie sind uninspirierende biester, die man getrost ignorieren kann. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig.‘ So hundeverachtend bin ich nicht!“

Damit spielt sie auf Herrn Dr. Döpfner an, dem Chef des Springer-Verlags, von dem diese Woche E-Mails und SMS aufgetaucht sind; die Zeit hat sie ausgegraben: „Die ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig“, schreibt er. Oder über den Westen und Muslime: „free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs.“

Mein Hund und ich sind uns einig, dass es in Ostdeutschland Menschen gibt, die immer noch (oder schon wieder) irgendwelchen sozialistischen bis kommunistischen Träumen nachhängen. Und dass das Problem mit Rechtsextremisten in Ostdeutschland, nun ja, nicht gerade klein ist. Und dass es in muslimischen Gesellschaften Probleme mit Intoleranz gibt, ist auch kein Geheimnis.

Muslime und Ostdeutsche

Aber so pauschal, abfällig und undifferenziert wie Döpfner sollte man das nicht formulieren. „Und schon gar nicht in so furchtbarer Rechtschreibung“, sagt Frau Dr. Bohne. Auch in Geschichte sei er ziemlich schlecht, findet sie: Offensichtlich habe er vergessen, dass es die Ostdeutschen waren, die friedlich die demokratische Wende herbeigeführt haben, und dass es seit Jahrzehnten Muslime sind, die unter der Intoleranz ihrer Glaubensbrüder leiden.

Frau Dr. Bohne fällt noch ein Beispiel für schlechte Kommunikation ein. „Dieser Macron!“, sagt sie. „Ich meine, natürlich sollte Europa sich überlegen, wie es unabhängiger von den USA agiert. Und er hat ja recht, wenn er sagt, dass Europa selbstbewusst europäische Interessen wahren sollte. Aber ausgerechnet von ‚Mitläufertum des amerikanischen Rhythmus‘ sprechen, wenn es um Chinas Aggressionen gegen Taiwan geht?“ Mein Jagdterrier schnaubt verächtlich. „Wie kann man etwas so Blödes sagen?“ Ja, denke ich, sonderlich intelligent ist es nicht, seinen eigenen Freunden in einem Streit mit einem undemokratischen Aggressor in den Rücken zu fallen, nur weil man sich wichtigmachen will. Emanzipation geht anders.

Ich möchte Frau Dr. Bohne gerade zustimmen, da blafft sie mich an: „Und die letzten drei Atomkraftwerke wollt ihr jetzt auch noch abschalten!“ Sie schaut mich mit durchdringendem Hundeblick an. „Gut, ich kann ja verstehen, dass man Atomenergie für ein Risiko hält und das nicht mehr will. Aber man sollte doch nie eine Leckerlifabrik schließen, wenn die Leckerliversorgung nicht anderweitig zu 100 Prozent gesichert ist! Das wäre doch nicht intelligent!“

Nur mit Hasch zu ertragen

Auch hier sieht sie ein Kommunikationsproblem des Menschen. „Ich sage nur: CDU/CSU! Erst konnte es denen, nach der Katastrophe von Fukushima im März 2011, nicht schnell genug gehen mit dem Atomausstieg. Und jetzt kritisieren sie das Ende der Atomkraft als Ideologie. Ja, was denn nun? Bald klebt sich der Söder womöglich noch an einen Kernreaktor!“ Man könne das alles nur noch mit Cannabis ertragen. „Legalisierung von Cannabis will die CDU/CSU auch wieder nicht! Aber wehe, man forderte ein Alkoholverbot!“

Manchmal glaube ich, Frau Dr. Bohne hat recht: Klug zu kommunizieren ist nicht allen Menschen gegeben. Leider auch nicht denen, die in der Politik mitreden. Vielleicht sollten wirklich Hunde mehr zu sagen haben. Dann ginge es zwar auch nicht konfliktfrei zu in der Welt, aber doch empathischer und kuscheliger.

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