Geschlechterrollen in Hollywood: Die dufte Zukunft des Sports

Es sollte keinen Männer- und keinen Frauensport mehr geben, sondern nur noch Sport für alle. Das SciFi-Kino macht es vor.

Zwei Personen in einer Filmszene aus Whip It

Kontaktsport Roller Derby: Kristen Wiig und Elliot Page im Film Whip It von 2009 Foto: imago

Im März glitzerte Elliot Page an der Seite von Julia Garner und A$AP Rocky durch einen Werbespot für Gucci-Parfüm. In Fünfziger-Jahre-Glamour feiern sie zu dritt eine Hausparty zu „Life Is But a Dream“ von The Harptones. Page macht kurz den Pool Boy, und was ich zuerst für eine Katze hielt, ist eigentlich der federartige Flaum von Garners flauschigem Mantel, in dem die drei schließlich versinken. Der Thrupple ist eigentlich ein Quad, denn die Parfümflasche ist auf dem Sofa immer dabei.


Ich kippe schon mal fast um, wenn die Tröpfchenkonzentration bei einer großzügig in Duftwasser gehüllten Person noch zu hoch in der Luft liegt. Der Spot ist trotzdem lustig, auch weil am Schluss zwei Stimmen dahinhauchen: „Gucci Guilty pour homme … et pour femme“. Der „Guilty“-Duft ist also fein säuberlich getrennt für Frauen und Männer zu haben, und das queere Federngewühl ist dann schnell wieder etwas zerrupft.

Warum ich aber eigentlich an Page denken musste, ist der Film „Whip it“, in dem er als Bliss Cavenda den Kontaktsport Roller Derby entdeckt und sich über das Skaten und Rempeln auf der Bahn langsam von den Erwartungen der genderversessenen Mutter lösen kann.

Bewusst inklusive Roller-Derby-Vereine wie die Cambridge Rollerbillies in den UK scheinen nämlich gerade die Antwort auf die von Grund auf inter*- und trans*­feind­li­che Sportwelt zu sein, die momentan wieder zu Hochform aufläuft. Sei es der Weltschwimmverband oder der Leichtathletik-Weltverband, dessen Präsident sich einfach hinsetzen kann und erklären, dass ihm, um die „Integrität der weiblichen Kategorie“ zu bewahren, Fairness im Zweifelsfall über Inklusion gehe.

Das Unfair-Argument

Viele weiblich identifizierte Sportler:innen, die Anspruch auf einen endogeschlechtlichen Körper erheben, spielen das Spiel mit und stimmen in das Unfair-Argument ein. Sie sprechen damit Sprin­te­r:in­nen wir Castor Semenya ihren Erfolg ab und nehmen in Kauf, dass einige Frauen menschenrechtsverletzende Untersuchungen akzeptieren sollen, wollen sie weiter an Wettbewerben teilnehmen.

Zum hundertsten Mal wird von Vorteilen durch bestimmte Testosteronlevel gefaselt und neue Pubertätsklauseln werden formuliert, anstatt einzugestehen, dass die Trennung in Männer- und Frauenkategorien im Sport in umgekehrter Richtung zu geschlechtlichem Leben auf diesem Planeten verläuft. Anstatt Sport so zu gestalten, dass alle Menschen an ihm teilnehmen können. Hier liegt das eigentlich Unfaire.

Da ist so manche Muckibude schon viel weiter. Es könnte so einfach sein. In jedem noch so hollywoodlastigen Film, der in der Zukunft spielt, gibt es keinen Frauen- und Männersport mehr. Alle Profis treten in allen Sportarten gegeneinander an, einzeln, in Trios oder zu viert. Sie machen einfach Sport und Punkt. Das Publikum akzeptiert das im Kino, ohne mit der Wimper zu zucken. Wer weiß, welche neuen Disziplinen wir zukünftig noch so entwickeln werden. Parfümweitsprühen oder so.

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Redakteurin für Kunst in Berlin im taz.Plan. Alle 14 Tage Kolumne Subtext für taz2: Gesellschaft & Medien. Studierte Gender Studies und Europäische Ethnologie in Berlin und den USA. 2020 Promotion "Chrononauts in Chromotopia" zum Lusterleben in der abstrakten Malerei. Themen: zeitgenössische Kunst, Genderqueerness, Rassismus, Soziale Bewegungen.

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