Katja von Garnier über „Bandits“: „Ein ganz wichtiger Film für mich“

Der Kinoschlager des Jahres 1994: 17 Lichtspielhäuser in Hamburg zeigen am Sonntag das Gangsterinnenmusical „Bandits“. Die taz sprach mit der Regisseurin.

Drei Frauen stehen, Schlagzeugstöcke über ihren Köpfen kreuzend, auf einem Haus. Im Hintergrund ist der Hamburger Hafen zu sehen.

Nur noch im Film zu sehen: Die Band spielt auf einem inzwischen abgerissenen Backsteinhaus am Hafen Foto: Constantin Film

taz: Frau von Garnier, Ihr Film „Bandits“ ist einen ganzen Tag lang in Hamburg zu sehen. Fühlen Sie sich geehrt?

Katja von Garnier: Ich freue mich enorm, denn das ist eine sehr große Ehre. Und es ist auch wichtig für mich, weil Hamburg bei der Entstehung des Films einen großen Stellenwert hatte.

Sie selbst sind keine Hamburgerin. Warum haben Sie sich entschlossen, den Film überwiegend dort zu drehen?

Unser Drehbuchautor Uwe Wilhelm hatte schon sehr früh die Köhl­brandbrücke als Drehort für unseren dramatischen Höhepunkt vorgeschlagen. Als wir dann die Genehmigung bekamen, dort zu drehen, haben wir uns entschieden, an vielen Schlüssel-Locations in Hamburg zu drehen.

Die Szenen auf der 70 Meter hohen Brücke wirken im Film ja auch spektakulär. Wie schwierig waren denn die Dreharbeiten?

1966 in Wiesbaden geboren, ist Filmregisseurin. 1993 kam ihre erste Komödie „Abgeschminkt“ in die Kinos, im folgenden Jahr ihr großer Erfolg „Bandits“. Zuletzt führte sie Regie bei „Fly“ (2021).

Wir durften an einem Samstag und einem Sonntag drehen und meistens war für uns nur eine Fahrbahn abgesperrt, sodass die Autos bei den Dreharbeiten dicht an uns vorbeifuhren. Für die Actionszenen wurde die Brücke für zweimal sechs Minuten ganz gesperrt, und das war so aufregend, dass mein Puls auch jetzt noch schneller geht, wenn ich nur darüber rede.

Zu der Zeit konnte bei den Aufnahmen ja noch nicht so digital getrickst werden wie heute. Wie haben Sie das damals gemacht?

Die wichtigste Einstellung war von oben mit einem Hubschrauber, aber wir wollten ja die Szene aus verschiedenen Blickwinkeln zeigen, und die anderen Kameras hätte man vom Hubschrauber aus gesehen. Deshalb haben wir die Kameras in die Autos eingebaut, die dann auf der Brücke fuhren.

Und warum haben Sie dann noch viel mehr in Hamburg gedreht?

Hamburg ist mit seinen Straßen und Brücken visuell unheimlich spannend, und die Stadt hat auch zum Grundgefühl des Films gepasst.

Was ist Ihnen sonst noch von den Dreharbeiten in Erinnerung?

Mein absoluter Lieblingsdrehort war das Hafengebäude aus Backstein, auf dessen Dach die Band ihr Konzert gegeben hat. Das ist inzwischen abgerissen worden und immer, wenn ich nach Hamburg komme, schaue ich nach, wie es da inzwischen aussieht.

Was war daran denn so besonders?

Ich habe eine starke emotionalen Verbindung zu diesem Ort, weil es dort einen besonderen Moment bei den Dreharbeiten gab: Im Hintergrund fuhr plötzlich ein riesiger Tanker vorbei und wir haben die Kameras schnell umgestellt, weil das einen tollen Hintergrund für die spielende Band geboten hat. Das wirkt im Film wahnsinnig imposant. Solch eine Einstellung kann man sich gar nicht ausdenken. Diese Bilder hat Hamburg mir geschenkt.

War der Erfolg von „Bandits“ ein Türöffner für Sie?

„Bandits“ war ein ganz wichtiger Film für mich, und er hat auch meiner Arbeit in den USA geholfen. Er lief auf dem Toronto-Filmfestival, da wurde ein amerikanischer Vertrieb auf ihn aufmerksam und deshalb kam er auch in den USA in die Kinos. Dass ich danach in Hollywood zwei Filme machen durfte, war sicher auch „Bandits“ zu verdanken.

Eine Stadt sieht „Bandits“: So, 16. 4., 11 Uhr bis 20.30 Uhr in 17 Hamburger Kinos. Details auf www.eine-stadt-sieht-einen-film.de

Und ihre drei Hauptdarstellerinnen Katja Riemann, Jasmin Tabatabai und Nicolette Krebitz wurden durch „Bandits“ zu deutschen Kinostars.

Mit Katja hatte ich ja schon in dem Film „Abgeschminkt“ zusammengearbeitet, und alle drei haben so viel von sich in das Projekt eingegeben, dass dies uns bis heute verbindet. In meinem Film „Fly“ von 2021 spielen sie alle wieder mit.

In den letzten Jahren waren Sie in den Kinos mit der Pferdefilmserie „Ostwind“ erfolgreich, und wie bei „Bandits“ sind auch da wieder junge Frauen das Zielpublikum.

Mir war das gar nicht so bewusst, denn die Entscheidung für einen Film hat immer mit einer Leidenschaft von mir zu tun. Bei „Bandits“ war das die Musik und bei Ostwind-Filmen das Verhältnis zwischen Mensch und Pferd. Ich möchte am liebsten Filme für alle machen, aber die Geschichten, die mir am Herzen liegen, fallen oft bei jungen Frauen auf fruchtbaren Boden.

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