Tödliche Bärenangriffe: Keine Menschen opfern

Der Tod eines Joggers in Italien zeigt: Der Bär darf nicht nach Deutschland zurückkehren. Die Raubtiere haben in Menschengebieten nichts verloren.

Braunbär im Wald

Zum Glück nur im Gehege unterwegs: Braunbär im Tierfreigelände Neuschönau in Bayern Foto: Dominik Kindermann/imago

Der tödliche Angriff eines Braunbären auf einen Jogger in Italien ist auch eine Warnung für Deutschland. Denn es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis Bären der Populationen etwa in Norditalien oder Slowenien wieder hierzulande gesichtet werden. Naturschützer bezeichnen es als Gewinn für die Artenvielfalt, wenn sich Braunbären dauerhaft zum Beispiel in Bayern niederlassen würden.

Doch Menschenleben sind dafür ein zu hoher Preis. Deshalb sollte Deutschland alle Möglichkeiten des EU-Naturschutzrechts nutzen, um Bären fernzuhalten. Falls nötig, muss die Bundesregierung in Brüssel darauf hinwirken, die Europäische Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie zu ändern. Sie schreibt derzeit vor, dass auch der Braunbär nach Deutschland zurückkehren darf.

Die Bundesrepublik aber ist so dicht besiedelt, dass sich Konflikte zwischen diesen bis zu 150 Kilogramm schweren Raubtieren und Menschen kaum vermeiden ließen. Es sei denn, man verbietet Menschen zum Beispiel, in Wäldern zu wandern. Deutschland hat fast keine Gegenden, die groß genug sind für Bären und dennoch kaum von Menschen besucht werden.

Naturschützer argumentieren dagegen, dass viel mehr Menschen durch Hunde oder Wildschweine zu Schaden kämen. Aber: Genau wegen dieser Gefahr ist es in Deutschland verboten, Kampfhunde ohne Aufsicht frei herumlaufen zu lassen. Wildschweine wiederum töten nicht einmal ausnahmsweise Menschen, um sie zu fressen, sondern allenfalls, um sich oder ihren Nachwuchs zu verteidigen. Bären dagegen sind wild lebende Raubtiere.

Dass menschengemachte Gefahren wie Autos ein viel größeres Risiko darstellen, kann nicht legitimieren, dass man nun Tote durch Bären riskiert. Die Gefahren durch Autos müssen so weit wie möglich reduziert werden – Gleiches gilt für das Risiko durch Bären.

Schließlich: Von dieser Tierart allein hängt das Überleben der Natur nicht ab. Wichtiger, als Bären zu schützen, wäre es, die weit größere Belastung für die Artenvielfalt etwa durch die intensive Landwirtschaft konsequenter zu senken.

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Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.

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