Initiative #OutinChurch: Post für den Papst

#OutinChurch fordert Rom auf, die Diskriminierung von queeren Menschen in der katholischen Kirche zu beenden. Eine Antwort steht aus.

Regenbogen neben einem Kreuz

#OutinChurch fordert ein Ende der Diskriminierung queerer Menschen in der Kirche Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

BERLIN taz | „Wir möchten nicht (mehr), dass man nur über uns spricht, aber nicht mit uns. Wir möchten uns nicht mehr verstecken, sondern aus unserem Leben, von unserem Fühlen, Lieben und Glauben erzählen“, schreibt die katholische Initiative OutinChurch in einem Brief. Der Adressat ihrer Post: Papst Franziskus.

Die Initiative, mit der sich im Januar 2022 125 Menschen, die in der katholischen Kirche arbeiten und queer sind, outeten, will mit dem kirchlichen Oberhaupt in den Dialog treten. Öffentlich – so sind die Reaktionen auf medial verkündete Rücktrittsgesuche von deutschen Bischöfe zu deuten – will sich Papst Franziskus nicht unter Druck setzen lassen. Die Initiative wählte deshalb auch zunächst den direkten Weg und wartete ein halbes Jahr geduldig ab, so #OutinChurch-Initiator Jens Ehebrecht-Zumsande.

Verfasst wurde der Brief bereits im September 2022. Darin wird das seelisch-psychische Leid, das queere Menschen durch die Diskriminierung in ihrer Kirche erleben, geschildert. Dann macht OutInChurch dem Papst vier konkrete Vorschläge zur Änderung des Katechismus. Diese betreffen die Passagen, die queere und trans Personen diskriminieren. Den Brief hat die Gruppe durch zwei Mittlerpersonen Anfang Oktober 2022 persönlich an Papst Franziskus übergeben. Jens Ehebrecht-Zumsande ist deshalb zuversichtlich, dass Papst Franziskus den Brief auch erhalten habe.

Aber: Eine Antwort bekamen sie bisher nicht. Deshalb macht #OutInChurch ihr Anliegen und den zugehörigen Brief nun öffentlich. „Für einen Neuanfang halten wir es für unumgänglich, dass Sie als Oberhaupt der Kirche zusammen mit allen anderen Kirchenleitenden für die unzähligen Leiderfahrungen, die LGBTIQ+ Personen in der Kirche gemacht haben, die Verantwortung übernehmen“, schreiben die queeren Ka­tho­li­k*in­nen.

Minischritte für queere Personen in der Kirche

Im Januar dieses Jahres sagte Papst Franziskus, dass Homosexualität kein Verbrechen, „aber eine Sünde“ sei. #OutinChurch begrüßte die Forderung der Entkriminalisierung von queeren Menschen durch den Papst. Sie fänden diese aber glaubwürdiger, wenn sie von jemandem ausgesprochen wird, der sie in den eigenen Gesetzen und Normen umsetzt.

In Deutschland gab es in den letzten Monaten und Wochen für queere Menschen durchaus positive Veränderungen in der katholischen Kirche. Das kirchliche Arbeitsrecht wurde so geändert, dass queere Menschen im Dienste der katholischen Kirche keine Kündigung mehr aufgrund ihrer Sexualität befürchten müssen. Auch für die Missio canonica, die katholische Lehrerlaubnis für Re­li­gi­ons­leh­re­r*in­nen, dürfen seit März die persönlichen Lebensumstände, wie die sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität, kein Kriterium mehr sein. Das beschloss die Deutsche Bischofskonferenz.

Außerdem beschloss die Reformbewegung Synodaler Weg Anfang März die Einführung von Segensfeiern für queere Paare sowie einen Grundsatztext zum Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt, in dem trans Personen erstmals als Teil der katholischen Kirche anerkannt werden und Papst Franziskus gebeten werden soll, dafür zu sorgen, dass LGBTIQ-Personen in der Kirche unbeschadet leben können. „Bei aller Freude über das Erreichte muss zugleich darauf hingewiesen werden, dass damit ein wichtiges Reformanliegen eher noch drängender geworden ist: die notwendige Änderung der katholischen Lehre“, schreibt dazu #OutinChurch.

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