Prozess gegen Ex-US-Präsident Trump: Der große Trubel bleibt aus

Am Tag der Anklageverlesung gegen Ex-US-Präsident Donald Trump kommen Gegner und Befürworter zu Protesten zusammen. Kuriose Szenen aus New York.

Ein Mann und eine Frau mit Hut worauf steht: Keep America Great

„Keep America Great“: Pro-Trump Demonstranten am Dienstag, 04. April, in New York Foto: Stefan Jeremiah/ap

NEW YORK taz | „Fröhlicher Anklagetag“, ruft ein Mann den Vorbeikommenden per Megafon zu. Zusammen mit anderen Mitgliedern der Gruppe Rise and Resist feiert er, dass Ex-Präsident Donald Trump angeklagt wird. „Der erste Dominostein ist gefallen“, jubelt Kathleen Zea. Seit Trumps Amtsantritt im Januar 2017 hat sie auf diesen Moment hingearbeitet. Sie hofft, dass weitere Anklagen folgen. Denn: „Niemand steht über dem Gesetz.“ Wenige Schritte entfernt ist die 55-jährige Susan Cerbo mit ihrem Cowgirlhut in den Farben der US-Fahne gekommen. Sie unterstützt Trump mit derselben Begeisterung, die sie 2017 verspürt hat, als sie von ihrem heimischen Middletown in New Jersey nach Washington fuhr, um an seiner Amtseinführung teilzunehmen.

Nichts, was seither passiert ist, hat sie beirrt. Die Schweigegeldzahlungen? – „Das sind private Angelegenheiten.“ Und wenn das Geld aus der Wahlkampfkasse kam? „Dann gilt dafür Verjährung.“ Die telefonische Aufforderung an den Staatssekretär von Georgia, die 11.000 Stimmen zu finden, die Trump 2020 zum Wahlsieg fehlten? „Eine ganz normale Anfrage.“ Der Sturm des Kapitols mit Tausenden, teils bewaffneten Trump-Anhängern? „Haben Sie etwa nicht die Videos gesehen? Die Polizei hat die Leute ins Kapitol gebeten und sie herumgeführt.“

An diesem Dienstag, den 4. April, haben sich Befürworter und Kritiker der Anklage gegen Trump auf den Straßen rund um die Gerichte in Lower Manhattan versammelt. Zwei Hubschrauber sind am strahlend blauen Himmel zu sehen. Ein Trump-Imitator erlaubt Selfies. Eine weiße Frau mit fettigem, glattem Haar raunt einer schwarzen Frau zu, dass „Big Brother“ zuhört und weist auf eine Reporterin, um deren Hals ein Presseausweis baumelt.

Um eine neuerliche Eskalation zu vermeiden, ist die New Yorker Polizei zahlreich erschienen. Den kleinen Collect Pond Park, an dem Trump aus seiner schwarzen Limousine steigt, hat die Polizei mit zwei Reihen von hüfthohen Metallgittern quer durch die Mitte geteilt, um direkte Begegnungen der beiden Lager zu vermeiden. Aber nur ein paar Dutzend Leute sind gekommen. An den Absperrgittern rufen sie sich gegenseitig sowie den viel zahlreicher vertretenen Reportern Slogans zu.

„Trump 2024 oder Tod“

Über vermeintlich gefährliche Covid-Impfstoffe, Geschlechtsumwandlung und Abtreibung sowie andere Reizthemen. Ein Mann hält schweigend ein Schild mit der Aufschrift hoch: „Trump 2024 oder Tod.“ Ein Jesusfreak auf der falschen Seite der Absperrung warnt eine Rockband, die vor einem Transparent mit der Aufschrift „Fuck Trump“ und einem erhobenen Mittelfinger auftritt: „Ihr kommt in die Hölle.“

In dem Zirkus der Exzentrizitäten sitzt Don Folden auf einem Klappstuhl und hält seine Nachricht hoch: „Hört auf, euch zu hassen, bloß weil ihr nicht einer Meinung seid.“ Sowohl Trump-Unterstützer als auch Trump-Gegner beglückwünschen den 70 Jahre alten Afroamerikaner dazu. Folden sagt: „9/11 war das letzte Mal, als wir uns einig waren.“

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