Meduza-Auswahl 9. bis 15. März: Zivildienst in Kriegszeiten

Verhaftete Menschenrechtler, Abhängigkeit des Westens von russischer Atomtechnik und HIV-Infizierte im Knast: Texte des russischen Exilmediums Meduza.

Zwei junge Männer stehen beim Arzt

Musterung in Seweromorsk, Russland, im November 2022 Foto: Lev Fedoseyev/TASS/imago

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert ab 1. März unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz panter stiftung gefördert.

In der Woche vom 9. bis 15. März 2023 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Zivildienst statt Wehrpflicht: eine Ausnahme

Vom 1. April bis zum 15. Juli findet in Russland die jährliche Frühjahrseinberufung statt, die Einberufungsschreiben werden bereits im März verschickt. Es ist nicht bekannt, ob die Rekruten massenhaft in den Krieg in der Ukraine geschickt werden. Russischen Wehrpflichtigen wird der Zivildienst in der Regel verweigert – aber es ist trotzdem möglich, ihn zu bekommen. Meduza sprach mit einem Mann aus St. Petersburg, der eine Kommission des Einberufungsamtes davon überzeugt hat, dass er nicht dienen will (russischer Text). Jetzt arbeitet er in einem Krankenhaus. Jegor Krawzow erzählt in der Meduza-Reportage davon, wie er es geschafft hat, seit Dezember 2022 zum Zivildienst einberufen zu werden.

Krawzow ist der Überzeugung, dass jeder Bürger Russlands, der zur Armee eingezogen wird, seine Rechte verteidigen darf. In erster Linie hat der junge Mann „moralische und rechtliche Gründe“ genannt, er sei mit den derzeitigen militärischen Aktionen nicht einverstanden.

Russland bleibt der größte Akteur in der Atomenergie

Über die russische Atomenergiediplomatie und ihre Auswirkungen auf die Energiesicherheit im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg handelt der Bericht “Nach einem Jahr Krieg bleibt Russland der größte globale Akteur im Bereich der Atomenergie“ (russischer Text). Westliche Länder seien von russischer Technologie in gewissem Maße abhängig und verhängen deswegen keine Sanktionen in diesem Sektor.

Kasper Šulecký und Indra Overland vom Norwegian Institute of International Affairs haben diese Analyse geschrieben, die ursprünglich in der Fachzeitschrift Natur Energy auf Englisch veröffentlicht wurde. Die Autoren glauben jedoch, dass die Zusammenarbeit der westlichen Länder mit Rosatom, der Föderalen Agentur für Atomenergie Russlands, allmählich abnehmen wird. Offen bleibt die Frage, ob andere Länder dem Beispiel des Westens folgen werden.

13 Jahre Haft für ukrainischen Menschenrechtsaktivisten

Maksym Butkevych, ein ukrainischer Menschenrechtsaktivist, Journalist und einer der Gründer der ukrainischen Medienorganisation Hromadske Radio, wurde vom Obersten Gerichtshof der von Russland rechtswidrigen annektierten selbsternannten Volksrepubliken von Donezk und Luhansk zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt. Meduza berichtet über den Fall (englischer Text).

Das Gericht verurteilte ebenfalls Kämpfer des ukrainischen Asow-Bataillons, die die südukrainischen Hafenstadt Mariupol gegen die russische Armee im Frühjahr 2022 verteidigten. Beide wurden der Misshandlung von Zivilisten für schuldig erklärt und zu bis zu 18,5 Jahren Haft verurteilt.

HIV-infizierte Häftlinge seit Jahren ohne Medikamente

„Das sei in Ordnung“, meint die Gefängnisverwaltung. Meduza sprach mit Menschenrechtsaktivisten und Gefangenen, denen es an Medikamenten zur HIV-Behandlung fehlte (russischer Text). HIV-infizierten Häftlingen werden in russischen Gefängnissen seit Jahren Medikamente verweigert.

In der Reportage lernen wir unter anderen Irina, eine Insassin des Frauengefängnisses Nr. 28 in der Region Samara, kennen. Den Aktivisten zufolge kamen die meisten Beschwerden aus den russischen Regionen Leningrad, Wolgograd, Nischni Nowgorod, Nowosibirsk, Rostow, Samara und Swerdlowsk.

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