Günstige Berliner Nahverkehrsangebote: Weiter mit dem 9-Euro-Ticket

Der Senat verlängert das Sozialticket für Bus und Bahn bis Jahresende und hofft auf möglichst kurze Lücke bei einer Fortsetzung des 29-Euro-Tickets.

Das Foto Regierungschefin Franziska Giffey (SPD) beim Verkaufsstart des 29-Euro-Tickets mit einer übergroßen Fahrkarte.

So stellte Regierungschefin Franziska Giffey (SPD) im Herbst 2022 das damals neue 29-Euro-Ticket vor Foto: dpa

BERLIN taz | Vielleicht waren das ihre Abschiedsworte in der rot-grün-roten Landesregierung: „Wahrscheinlich geht in Bälde dieser Senat, aber das Sozialticket bleibt“, hat Sozialsenatorin Katja Kipping am Dienstag vor Journalisten eine Art politisches Vermächtnis beschrieben. Der Senat hatte zuvor das 9-Euro-Sozialticket für Bus und Bahn bis Ende 2023 verlängert. Wann und wie es mit dem im April auslaufenden Berliner 29-Euro-Ticket weitergeht, ist offen: Regierungschefin Franziska Giffey (SPD), mit Kipping in der Pressekonferenz, verwies dazu auf eine Aufsichtsratssitzung beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) am Donnerstag. Nach ihrer Einschätzung wird es zumindest keinen lückenlosen Anschluss ab 1. Mai geben.

Der Senat hatte das Sozialticket zum 1. Januar deutlich vergünstigt, weil es mit vormals 27,50 kaum noch preiswerter war als das Berliner 29-Euro-Ticket für die Tarifbereiche AB. Die Verlängerung dieser Regelung bis Jahresende ist anders als beim 29-Euro-Ticket laut Kipping nicht strittig: „Der VBB hat grünes Licht dafür gegeben.“ Nach ihren Zahlen können rund 650.000 Berliner von dem Angebot profitieren, die folgende Sozialleistungen beziehen: Bürgergeld, Sozialhilfe, Grundsicherung, Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, Wohngeld, SED-Opferrenten oder NS-Ausgleichsrenten. Die Verlängerung soll das Land 22 Millionen Euro kosten.

Weit unklarer ist die Zukunft des 29-Euro-Tickets, das im Nachgang der dreimonatigen bundesweiten 9-Euro-Ticket-Aktion in Berlin aufkam und monatlich halb so teuer ist wie das vormals günstigste Bus-und-Bahn-Abo für das Berliner Stadtgebiet. Einer Verlängerung bis längstens April 2023 hat der Aufsichtsrat des VBB zwar Mitte Dezember zugestimmt. Vorangegangen war dem aber teils erheblicher Widerstand von Landräten in Brandenburg, die in dem Gremium vertreten sind.

Nach damaliger Darstellung von Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) war im Aufsichtsrat klar, dass es keine weitere Verlängerung über April hinaus geben werde. Bei seiner Einführung zum Oktober 2022 war das 29-Euro-Ticket als Brücke zu einem deutschlandweit gültigen Günstig-Ticket gedacht. Dieses bundesweite Angebot soll nun zum 1. Mai für 49 Euro monatlich starten.

Am Donnerstag soll laut Giffey Verkehrsstaatssekretärin Meike Niedbal genau für eine solche Verlängerung werben. Eine Lösung erwartet Giffey von der Sitzung noch nicht. Offiziell soll alles nur im Einvernehmen mit dem Verkehrsverbund passieren – für den Senat sei wichtig, „dass wir unseren Weg mit dem VBB zusammen gehen“, sagte Giffey. Für die Fortführung des 29-Euro-Tickets argumentierte sie damit, dass es auch in den Städten Cottbus und Frankfurt (Oder) eine besondere Preisgestaltung gebe. Ihr Co-Vorsitzender in der Berliner SPD, Raed Saleh, sagte der taz jüngst dazu: „Ich erwarte, dass man dafür eine schnelle Lösung findet.“ Giffeys Partei war mit dem 29-Euro-Ticket als zentralem Plakatthema in den Wahlkampf zur Abgeordnetenhauswahl gegangen. Ob denn da nicht auch schon klar gewesen sei, dass eine Verlängerung die Zustimmung des VBB brauche und nicht gleich zum 1. Mai möglich sein könnte, wurde Giffey in der Pressekonferenz gefragt. „Ja, sicherlich“, antwortete die Regierungschefin. Dass sie nun eine Lücke für wahrscheinlich hält, soll nicht als Abrücken vom SPD-Wahlversprechen zu verstehen sein – „es wird hier überhaupt nicht abgerückt“. Dazu verwies sie auch darauf, dass die CDU, mit der ihre Partei gerade in der Schlussphase von Koalitionsverhandlungen ist, diese Position teilen würde.

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