eine Frau im Wintermantel geht durch eine Straße, in der ein von Bomben getroffenes Gebäude steht. Auf dem Gebäude die Aufschrift: Hotel Ukraine

Hier begann der Krieg. Die Provinzstadt Tschernihiw sollte für die russische Armee Sprungbrett nach Kyjiw sein Foto: Roman Pilipey/getty images

Ukrainische Stadt nach einem Jahr Krieg:Als der Krieg nach Tschernihiw kam

Die Stadt wurde gleich zu Kriegsbeginn besetzt. Doch die Bevölkerung wehrte sich erfolgreich – und erholt sich nun langsam vom russischen Angriff.

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14.3.2023, 10:35  Uhr

Es gab eine Zeit, da war ein Ausflug nach Tschernihiw beliebt bei Touristen. Gut 100 Kilometer nördlich von Kiew liegt die Stadt verträumt an der Desna, einem der großen Nebenflüsse des Dnipro. Als Teilfürstentum der Kiewer Rus war Tschernihiw einmal fast so bedeutend wie Kiew. Kathedralen und Klöster erzählen davon.

Durch den Untergang der Sowjetunion etwas ins Abseits geraten, lockte die Provinzstadt mit ihren 290.000 Einwohnern Ausflügler an – bis zum 24. Februar 2022. Heute verlieren sich drei Reisende im Bus aus Kiew. „Mein Gott, so viele kaputte Dörfer“, stöhnt eine Frau, „früher war das mal eine blühende Region!“

Vor einem Jahr kam der Krieg nach Tschernihiw. Er traf die Stadt mit aller Wucht. Er kam aus Russland und Belarus in die Region und zerstörte Wohnhäuser, Straßen, Fabriken, Einkaufszentren. Als sich die russische Armee Anfang April zurückziehen musste, waren mehr als 700 Menschen tot, die Vorstadt zu sechzig Prozent zerstört, zwei Drittel der Einwohner geflohen. So berichtete es Bürgermeister Atroschenko. Seitdem tobt der Krieg verstärkt im Osten des Landes, und Tschernihiw versucht sich an Normalität. Die Wunden sollen geschlossen werden.

Am sichtbarsten passiert das schon vor der Stadt. Kurz vor der Desna kommt es zum Stau. Soldaten mit Schnellfeuergewehren prüfen jedes Auto, sie steigen auch in den Bus. Doch das eigentliche Hindernis ist die Desna selbst. Ende März 2022 haben die Russen die Brücke zerstört, die sich im weiten Bogen über den Fluss spannt.

Glasmalerei, Keramik, Schmuck

Seit Monaten wird zwar an einer neuen Brücke gebaut, Flutlicht gleißt, Presslufthämmer lärmen, Bauarbeiter eilen, und in schwindelerregender Höhe ragen Betonteile auf. Noch aber ist es nicht so weit. Deswegen rollt der Bus auf matschigem Weg zum Ufer hinab und zuckelt über eine Pontonbrücke. Man kann das glucksende Wasser sehen, neben dem Bus staut sich Eis. Dann geht’s wieder hinauf.

Gleich rechts auf einem Hügel erhebt sich die Festung Ditiniz, das Herz des historischen Tschernihiw. Tetjana Kusik ist stolz darauf. Ist die Stadt doch, im Jahre 907 erstmals erwähnt, deutlich älter als Moskau. Hier gibt es viele Meister, die sich auf Volkskunst verstehen. Sie pflegen Traditionen, nähen Kleider, bestickten ukrainische Leinenhemden, die „Wyschiwankas“, sie fertigen Schmuck, Keramik, sie bemalen kunstvoll Eier.

Tetjana Kusik hört gar nicht mehr auf zu schwärmen im Café „Varenychna Baluvana Halya“. Es ist ein typisches ukrainisches Speiserestaurant, das Borschtsch und Wareniki, gefüllte Teigtaschen, anbietet. Es ist gemütlich, preiswert und liegt direkt im Zentrum, gleich neben dem Markt. Die Kellnerinnen haben natürlich auch Wyschiwankas an. In jedem Dorf würden die Eier etwas anders bemalt, die Wyschiwankas anders bestickt, erzählt Kusik.

Karte der Ukraine, hervorgehoben russisch besetzte Gebiete, Frontverlauf und die Stadt Tschernihiw im Norden, nahe der Grenze zu Belarus

Tetjana Kusik selbst ist auch Künstlerin. Sie bemalt Geschirr und gibt Kurse in Glasmalerei. Kusik lächelt viel. Trotzdem wirkt sie nachdenklich, wenn sie schweigt. Und plötzlich spürt man ihre tiefe Traurigkeit. Vor einem Jahr, in den schwersten Tagen des Angriffs, hat sie deswegen Tagebuch geführt.

Als der Tod kam

Es war so eindrücklich, dass es die Memminger Zeitung veröffentlichte. Über eine Freundin, die in Deutschland lebt, kam der Kontakt zustande. Die Memminger, so beschloss die Redaktion, sollten aus erster Hand wissen, wie es um ihre ukrainische Partnerstadt bestellt war.

In Tschernihiw begann der Krieg in den Morgenstunden des 24. Februar. Kusik erzählt, dass sie vom Heulen der Sirenen, von Donnern und von Einschlägen geweckt wurde. Die russische Armee kam von Brjansk und Kursk, auch vom belarussischen Homel über die nahen Grenzen nach Tschernihiw. Die Truppen wollten es als Sprungbrett nutzen für Kiew. Binnen Stunden war die Stadt nahezu vollständig eingekreist. Man kam nicht hinaus, weil man Gefahr lief, beschossen zu werden. Man konnte aber auch nicht bleiben, da pausenlos Bomben und Granaten einschlugen.

„Die Raketen waren schrecklich“, sagt Tetjana, „schlimmer aber waren die Flugzeuge.“ Am 3. März wurde zur Mittagszeit ein ganzes Wohnviertel bombardiert, 47 Bewohner starben. Als die Luftabwehr die ersten Bomber abschoss, habe die russische Luftwaffe nur noch nachts und im Morgengrauen angegriffen. Einmal habe sich ein Pilot per Schleudersitz retten können. Als ihn ein Zivilist verfolgte, habe er diesen erschossen.

Mit dem Angriff kam der Tod in die Stadt. Selbst als die Brücke über die Desna noch intakt war, war ein Überqueren lebensgefährlich. Und auch kleinere Straßen, über die man hätte fliehen können, waren blockiert. Einzig eine Fußgängerbrücke blieb noch offen, doch die wurde beschossen.

Kurze Belagerung

Tetjana erzählt, dass dort ihrer Nichte, als sie fliehen wollte, in die Beine geschossen wurde. Sie überlebte nur mit viel Glück. Zuerst wurde sie nach Kiew evakuiert, wo Ärzte ihr den rechten Unterschenkel abnahmen. Mit noch mehr Glück wurde sie über Kontakte nach Leipzig ausgeflogen, wo sie eine Prothese erhielt.

Viele aber mussten in der Stadt ausharren. Es fehlte an Lebensmitteln, an Medikamenten, es gab auch keinen Strom. Ohne Strom aber kein Wasser, weil die Pumpen nicht laufen. Oft gab es auch kein Gas mehr, sodass die Menschen in den Hinterhöfen Essen zubereiteten. Erdlöcher dienten als Toiletten. Kalt war es. Brot war knapp. Bauern kamen aus den Dörfern, Kartoffeln und Milch im Gepäck. „Besser, ihr bekommt das als die russischen Besatzer“, sagten sie und verschenkten alles. Natürlich musste sich, wer Brot oder anderes Essbares haben wollte, sehr früh anstellen.

Bauarbeiten an der Brücke über die Desna, noch klafft eine große Lücke

Fluchtroute gesprengt: Die Brücke über die Desna wurde von der russischen Armee gleich zu Kriegsbeginn zerstört Foto: Pavlo Bagmut/imago

Am 16. April starben mehr als zehn Menschen bei einem Luftangriff. Sie standen in einer Schlange nach Brot an. In den Leichenhallen stapelten sich damals die Toten. Es starben vor allem Schwache, Alte, Herzkranke, Krebskranke, Asthmatiker, Diabetiker. Tschernihiw, die beschauliche Stadt mit ihren goldenen Zwiebeltürmen, umgeben von Wasser und Wald, war eine tödliche Falle geworden.

Heute scheint das alles weit weg. Am 31. März 2022 beendeten ukrainische Panzer die Blockade. Kurz darauf zogen sich die russischen Soldaten ganz zurück. Tschernihiw war frei. Wer heute durch die Stadt spaziert, fühlt sich sicher. Viele Gebäude sind wieder aufgebaut. Cafés haben geöffnet und es gibt wieder Strom, jedenfalls meistens.

Minen in den Pilzen
Portrait von Tetjana Kusik

Tetjana Kusik ist stolz auf ihre Stadt Foto: privat

Die Wege in der Stadt mögen ungefährlich sein, die Umgebung ist es noch lange nicht. Tetjana Kusik erzählt, dass sie früher regelmäßig im Wald war. Sie liebt Maronen, Steinpilze, Butterpilze und Pfifferlinge, und sie gedeihen prächtig. Trotzdem ging sie im letzten Herbst nicht mehr in die Pilze. „Es sind zu viele Minen im Wald.“ Schon vier Menschen aus der Region haben so ihr Leben verloren. Vielleicht, schiebt Tetjana nach, waren es noch mehr.

Tetjana Kusik führt auf die Ditinez, die Festung mit ihren Kathedralen aus der Zeit der Kiewer Rus. Eigentlich ist es mehr ein Museumspark, dicht mit Kastanien und Linden bewachsen, aus denen Kirchturmspitzen ragen. Nur das Dutzend bronzener Kanonen verleiht dem Park etwas Kriegerisches. Weit kann man von hier oben über die Ebene blicken.

Die Desna ist ein weitgehend naturbelassener Strom mit Sandbänken, Stränden und Buchten. Bei einer der zwölf Kanonen ist Tetjana stehen geblieben. Wenn eine Frau einem Verehrer auf die sanfte Tour einen Korb geben wollte, dann schlug sie ihm ein Rendezvous an der dreizehnten Kanone vor. Tetjana Kusik lacht. Es klingt wie aus unwirklicher Zeit.

Dabei war Tschernihiw oft umkämpft. Die Stadt wurde 1239 von den Mongolen eingenommen und zerstört. Später kam sie unter litauische Herrschaft, dann zum Moskauer Großfürstentum, dann zur polnischen Krone. Dann kehrte sie nach Moskau zurück. Dem russischen Imperium folgte die Sowjetunion und seit 1991 die unabhängige Ukraine. Es klingt, als wäre die Stadt auf Wanderschaft gewesen, dabei hat sie sich nie fortbewegt.

Die NS-Zeit war am tödlichsten

Die tödlichsten Jahre waren allerdings die unter deutscher Herrschaft. Der Angriff auf Tschernihiw begann im August 1941. Die Luftwaffe bombardierte tagelang die Stadt, zerstörte Industrieanlagen, historische Gebäude, Wohnviertel. Am 5. September marschierten die Deutschen ein und brachten noch mehr Tod. SS-Sonderkommandos ermordeten in den ersten Wochen Tausende Einwohner, Juden, aber auch Roma, psychisch Kranke, Gefangene. Nach zwei Jahren, im September 1943, wurde die Stadt von der Roten Armee befreit.

Es ist erstaunlich, dass der historische Kern, die Detiniz, so gut erhalten ist. Auch die Bomben vor einem Jahr haben dem Festungshügel nichts anhaben können. Die bedeutendste Kirche ist die Christi-Verklärungs-Kathedrale mit Blattgold auf Kuppel und Türmen. Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert und gilt als die älteste Kirche der Kiewer Rus und damit auch der russisch-orthodoxen Christenheit.

Von ihren Ausmaßen ist sie ein eher bescheidener Bau. Heute gehört sie zur Ukrainisch-Orthodoxen Kirche, die bis zum Mai 2022 dem Moskauer Patriarchen unterstellt war. Als Reaktion auf den Angriff hat sie sich aber vom Moskauer Patriarchen losgesagt.

In der Ukraine kennt jeder Biertrinker die Kirche. Ihre Silhouette prangte viele Jahre auf den „Tschernihiwske“-Flaschen aus der Brauerei „Desna“. Es ist die größte der Ukraine. Und so stand die orthodoxe Kirche, neben Aschenbechern, Wodkaflaschen und sauren Gurken, auf den Tischen der Zecher. So ein Frevel musste früher oder später einen Gottesmann auf den Plan rufen. Irgendwann knickte die Marketingabteilung von „Desna“ ein. Die Kathedrale wurde gegen den Buchstaben „Tsch“ für Tschernihiw eingetauscht, ein eher einfallsloses Logo.

Mit der Waffe in der Hand

Was Olexandr Pidgornij, Direktor des „Menschenrechtszentrums Tschernihiw“, in seinem Büro präsentiert, ist ein anderes Kaliber. Stolz zeigt er eine Schnellfeuerwaffe, die er an der Wand hängen hat. Scharfe Munition habe er auch, schiebt er nach und zeigt ein geladenes Magazin.

„Sollen sie ruhig noch einmal versuchen, unsere Stadt einzunehmen, die Russen“, warnt er. „Ich nehme noch mal gerne die Waffe in die Hand und schieße auf sie.“ Der Menschenrechtler sprudelt vor Energie – und vor Hass. „Seit dem 24. Februar 2022 habe ich keine Verwandten mehr in Russland und Belarus“, bricht es aus Pidgornij heraus.

Mit Natalia Drosd, der Leiterin der Menschenrechtsgruppe „Dobrotschin“, teilt er sich ein Büro. Die beiden gelten bei den einheimischen Medien als Helden der Blockade von Tschernihiw. Sie haben während der ersten Kriegswochen ­humanitäre Hilfe organisiert, brachten den Militärangehörigen und Grenzsoldaten Lebens­mittel, die ihnen zuvor Bauern geschenkt hatten, und transportierten Verletzte aus dem Kampfgebiet in die Krankenhäuser von Tschernihiw.

Dass die ­russische Armee die Blockade am 30. März aufgeben musste, hat für Natalia Drosd einen wesentlichen Grund. „Dass wir es geschafft haben, die Stadt zu verteidigen, liegt an der Dezentralisierung.“

Kraft der Eigenverantwortung

Es ist die Abkehr von einem alten sowjetischen Prinzip, dem Prinzip der Machtvertikale, wo die Kommandos stets von oben kommen. Der frühere Präsident Petro Poroschenko, erzählt Natalia Drosd, habe damit gebrochen. So hat er den Behörden vor Ort mehr Macht und mehr Verantwortung eingeräumt. „Die Menschen haben gelernt, dass sie eigenverantwortlich handeln müssen“, fasst Natalia Drosd zusammen. Man habe vieles schlicht ohne die Zentrale in Kiew entschieden.

Im Menschenrechtsbüro hängt nicht nur eine Waffe an der Wand, sondern auch noch ein anderes, friedlicheres Symbol. Es ist ein Plakat, das Wolodimir Selenski zeigt mit seiner Komikertruppe Quartal 97. Es ist ein argloses Foto mit einem noch völlig arglosen Selenski, im Hauptberuf Comedian. „Damals haben wir einen Auftritt mit der Gruppe des zukünftigen Präsidenten in Tschernihiw organisiert“, erzählt Olexandr Pidgornij.

Was Waffen betrifft, ist Michajlo Schirochow ein ausgewiesener Experte. Der Wissenschaftler und Militärhistoriker ist vor acht Jahren aus der inzwischen von der „Volksrepublik Donezk“ besetzten Stadt Komsomolsk 2014 nach Tschernihiw geflohen.

Heute ist der bedächtig wirkende Mann mit dem Bart Direktor des Militärmuseums von Tschernihiw. Jetzt sitzt er aber im Café Scharlotka, einem schicken Lokal im Zentrum. Dass er nicht nur wissenschaftlich mit der militärischen Materie vertraut ist, lässt sich beim Durchblättern seiner Facebook-Seite unschwer erkennen. Bei fast allen seinen jüngsten Posts geht es um Waffen.

Erfolgreich auch in Unterzahl

Schirochow, Autor zahlreicher Schriften und Bücher über moderne Kriege, hat diesen Krieg kommen sehen, sagt er. Die vielen Manöver im benachbarten Belarus im Herbst 2021 hätten ihm zu denken gegeben. Deswegen habe er sich mit seiner Familie frühzeitig mit Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten eingedeckt.

Schirochow hat noch eine andere Erklärung für den Rückzug der russischen Armee. Sie hätten verstanden, dass sie trotz ihrer Bomben, ihrer Artillerie und ihren Raketenwerfern keine Panik in der Stadt auslösen konnten. „Sie wussten nicht, wie stark unsere Armee in der Stadt wirklich ist. Und sie haben Angst vor Straßenkämpfen. In Mariupol haben sie einheimische Kollaborateure für sich in den Straßen kämpfen lassen. Hier gibt es aber kaum Kollaborateure.“

Schirochow, ganz Militärhistoriker, hat bei der Verteidigung der Stadt auch Schwachstellen erkannt. So verfügten moderne Schulen über keine Schutzräume, kritisiert er. Bei den Schulbauten aus Sowjetzeiten sei das noch anders. Außerdem verdanke Russland seine militärische Stärke vor allem seiner zahlenmäßigen Überlegenheit. Man könne aber auch die Blockade eines überlegenen Feindes abwehren, wenn man die eigenen Kräfte maximal effektiv einsetze. Hier ließe sich bei der ukrainischen Armee noch einiges verbessern.

Draußen vor der Stadt in dem Dorf Kolychivka, zwanzig Autominuten von Tschernihiw entfernt, steht ein stattliches Haus, neu und ockerfarben, wie ein Fels, völlig einsam in der Landschaft, ringsum nur Wiese und Bauland. Kaum zehn Jahre alt, scheint es auf den ersten Blick unversehrt. Dann aber fallen die zerstörten Pavillons auf und die Einschusslöcher in den Fenstern. Es ist es das „Menschenrechtshaus Tschernihiw“.

Gesucht: Neue Partnerstadt

Seine Hauptaufgabe war es eigentlich, Journalisten und Aktivisten zu schützen, die aus anderen autoritär regierten Ländern in die Ukraine geflohen sind, berichtet Direktor Serhiy Burow. Menschen aus Aserbaidschan, Belarus, Tadschikistan oder Russland hatten im Menschenrechtshaus Schutz und Unterkunft gefunden, zählt Burow auf.

Seit 2014 hilft man auch ukrainischen Journalisten. Sie sind aus dem Donbass oder der Krim geflüchtet. „Der Tag des Angriffs vor einem Jahr war für uns ein schwerer Schlag. Es waren Bomben auf unsere Werte, wie Demokratie und Meinungsfreiheit“, sagt Burow.

Und plötzlich ging es um das Überleben der ausländischen Schützlinge im „Menschenrechtshaus“. „Besonders gefährdet bei der Invasion, die auch von Belarus ausgegangen war, waren natürlich unabhängige belarussische Journalisten“, berichtet Burow. „Wir haben sie und ihre Familien unter großem Risiko während der russischen Blockade der Stadt nach Polen evakuieren können.“

Von Tschernihiw sind es gerade einmal hundert Kilometer bis nach Homel, mit 500.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt von Belarus. Früher war Homel eine der wichtigsten Partnerstädte von Tschernihiw. Über Jahre hinweg gab es einen regen Austausch. Nach dem Überfall, der auch von Belarus aus erfolgte, hat Tschernihiw die Partnerschaft aufgekündigt.

Es war Natalia Drosd, die Leiterin der Menschenrechtsgruppe „Dobrotschin“, die daran erinnert hatte. Die Orte an der Grenze zu Belarus brauchten eine neue Perspektive, sagte sie. Die Zusammenarbeit mit Memmingen etwa habe Tschernihiw viele Impulse gegeben. Natalia Drosd, die Menschenrechtlerin, schloss mit einem Wunsch: „Es wäre schön, wenn auch kleinere Ortschaften in unserer Gegend Partnerstädte in Deutschland hätten.

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