Kriminell mit digitalen Mitteln: Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Wenn plötzlich ein Riesengewinn oder ein Erbe lockt, ist Vorsicht geboten. Unser Kolumnist über kriminelle Geldbeschaffungsmaßnahmen im Internet.

Ein Mann hält am Rande einer Pressekonferenz ein Handy, auf dem ein Passwort eingegeben wird

Starke Passwörter können gegen Cyberkriminalität helfen Foto: picture alliance/dpa/Fabian Strauch

Weil der Lotto-Beirat uns keine Ausstellung in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst – kurz NGBK – über „ABM“ (Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen) finanzieren wollte, organisierten wir auf dem Pfefferberg eine „Messe über GBM“ (Geldbeschaffungsmaßnahmen), dabei dachten wir jedoch noch nicht an kriminelle GBM – so wie diese hier: „Wollen Sie Ihre Niere für Geld verkaufen? Unser Krankenhaus ist spezialisiert auf Nierenchirurgie / Wir suchen dringend Nierenspender mit oder ohne Pass und bieten Ihnen einen Betrag von $ 950.000 US Dollar.“ – Jeder Interessierte sollte uns Kontaktieren per E-Mail: ubth11@gmail.com oder WhatsApp +2347063061652.

Eine seriöse Bank (bei der ich gottlob kein Konto habe) schrieb: „Guten Abend, Helmut Höge, wir müssen Sie davon in Kenntnis setzen, dass es zu 3 fehlgeschlagenen Anmeldeversuchen gekommen ist. Um möglichen Schaden zu vermeiden, haben wir ihren Kontozugang vorsorglich gesperrt. Damit Sie weiterhin im vollen Umfang die Vorteile des Online-Bankings nutzen können, müssen Sie sich anhand ihrer Daten verifizieren. Hier klicken. Mit freundlichen Grüßen, Deutsche Bank Sicherheit“.

Auf diese Weise verloren zwei Freunde gerade 9.800 Euro. Ich erhielt ohne gespielt zu haben folgenden „Glückwunsch“: „Gewinnnummer: 662268891132/ Referenznummer: 666475896. Sie haben 1 Mio. € in der laufenden PCH-Lotterie vom 16. November 2020 gewonnen. Für Ansprüche geben Sie unten Ihre Angaben ein: Voller Name: … Wohnadresse: … Geschlecht: … Beruf: … Land: … Mobile: … Herzlichen Glückwunsch! Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Alfred-Herrhausen-Straße 50, 58448 Witten.“

Im Internet findet man zur „PCH-Lotterie“ folgenden Eintrag: „Wer auf diese Einleitung eines Vorschussbetruges reingefallen ist, darf sich darauf ‚freuen‘, am Telefon von einer gut geübten Betrügerbande belabert zu werden, damit er eine Vorleistung nach der anderen bezahle – immer schön über Western Union und Konsorten, denn diese ‚Lotterieveranstalter‘ mit ihren Millionengewinnen benutzen keine Bankkonten. Das den Betrügern so zugesteckte Geld wird irgendwo auf der Welt anonym abgeholt …“

Das wüsste ich doch!

Ein „Daniel“ schrieb mir: „Hallo, Finanzmittel bis zu 15.730 Euro sind derzeit verfügbar, bitte bestätigen Sie Ihre Anmeldung hier, um loszulegen. Damit wird es Ihnen noch leichter fallen, in 3 Monaten zum Millionär zu werden. Steigen Sie jetzt ein, so lange die Finanzierung noch verfügbar ist. Unsere Daten zeigen, das Helmut Höge unsere Internetseite aufgerufen und darum gebeten hat, ihn zu kontaktieren.“ Das kann doch nicht sein, das wüsste ich doch!

Ein „Betriebsleiter“ schickte folgende Mail: „Glückwunsch: Ihre Mitmach-E-Mail hat Ihnen die Summe von 2.000.000 € eingebracht: Spende von Oxfam Aid, für weitere Informationen kontaktieren Sie uns mit Ihrem Qualifikationsnummer OXG/111/461/BDB.“

„Glück­wunsch: Ihre Mit­mach-­­E-­Mail hat Ihnen 2.000.000 € eingebracht“

Mein „Freund Olaf“ bat um Hilfe: Man hatte ihn am Londoner Flughafen ausgeraubt: „Geld, Flugticket, alles weg! Bitte schick mir schnell 300 Euro, damit ich nach Berlin zurückkommen kann.“ Ich löschte Olafs Mail sofort, mit schlechtem Gewissen allerdings.

Am einträglichsten ist vielleicht immer noch tränenseliges Menscheln: „Mein Name ist Petra Kothe, deutscher Herkunft und ich lebe in Frankreich. Ich glaube an Gott und habe gelernt, vom Zweifel zum Licht zu gelangen. Ich leide an einer schweren Krankheit, Kehlkopfkrebs, und ich habe eine Summe von 800.000 Euro, die ich einer vertrauenswürdigen und ehrlichen Person geben möchte. Ich besitze ein Rohölimportgeschäft in Frankreich und habe meinen Mann vor 6 Jahren verloren, wir haben keine Kinder. Ich möchte diesen Betrag spenden, bevor ich sterbe, da meine Tage gezählt sind. Ich würde mir jedoch von ganzem Herzen wünschen, dass Sie mein Geschenk annehmen und mit Gottes Hilfe alles gut wird.“

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geb. 1947, arbeitet für die taz seit 1980, Regionalrecherchen, ostdeutsche Wirtschaft, seit 1988 kulturkritischer Kolumnist auf den Berliner Lokalseiten, ab 2002 Naturkritik.

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