Mehr als 30 Jahre nach der Wende: Wenige Ostdeutsche in Topjobs

Ostdeutschland ist in den Chefsesseln der Bundesbehörden und -gerichte unterrepräsentiert. Der Ostbeauftragte will das ändern – und zwar ohne Quote.

Passanten gehen an einem Wandbild von Caspar Kirchner mit der deutschen Nationalflagge und dem Schriftzug "Ossi oder Wessi? vorbei.

Wenn es um Spitzenpositionen in Bundesbehörden geht, dann in aller Regel: Wessi Foto: Rainer Jensen/picture alliance/dpa

BERLIN dpa/taz | Ostdeutsche sitzen in Bundesbehörden und in Bundesgerichten nur selten in den Chefetagen. Obwohl rund 20 Prozent der Bevölkerung gebürtige Ostdeutsche sind, liegt ihr Anteil in Führungspositionen der oberen und obersten Bundesbehörden nur bei 13,9 Prozent.

Nimmt man als Geburtsorte nur die fünf ostdeutschen Flächenländer ohne Berlin, sind es sogar nur 7,4 Prozent. Das zeigt eine Erhebung des Ostbeauftragten der Bundesregierung, Carsten Schneider. Das Bundeskabinett berät am Mittwoch über die Ergebnisse.

Ähnliche Ergebnisse hatte eine Untersuchung im vergangenen Jahr auch für die Wirtschaft ergeben – sogar in Ostdeutschland selbst. Bei den Leitungspositionen der 100 führenden Unternehmen im Osten ist der Anteil Ostdeutscher über die Jahre sogar zurückgegangen, von 70 auf aktuell 27 Prozent.

„Mehr als 32 Jahre nach der Einheit sind Ostdeutsche in den Führungspositionen unseres Landes deutlich unterrepräsentiert – eine nach wie vor ungelöste Aufgabe“, sagte Schneider der Deutschen Presse-Agentur. „Diese Bundesregierung macht das zum Thema.“

Ostbeauftragter will keine Quoten-Lösung

Nicht nur in der Politik und Verwaltung, sondern auch in der Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Justiz und Medien müssten mehr Ostdeutsche in Führungspositionen kommen. „Das ist entscheidend für den Zusammenhalt der Gesellschaft und die Stabilität unserer Demokratie“, meinte Schneider.

In seinem Bericht heißt es, viele Ostdeutsche fühlten sich als Bürger zweiter Klasse, weil sie in den Eliten zu wenig vertreten seien. Um das zu ändern, will Schneider nicht auf eine Quote zurückgreifen. Stattdessen soll einem Konzept zufolge an vielen kleineren Stellschrauben gedreht werden.

So sollen zunächst die Daten zu den Geburtsorten systematischer erfasst werden. Bundesbehörden sollen mit Selbstverpflichtungen arbeiten. Auswahlgremien sollen vielfältiger besetzt, Führungskräfte gezielt auf ihre Aufgabe vorbereitet und Netzwerke gefördert werden.

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