Insolvenzverfahren von Galeria Kaufhof: Mit­ar­bei­tende bangen weiter

Ende Januar müssen die Insolvenzverwalter von Galeria erklären, wie es mit der Warenhauskette weitergeht. Unklar bleibt, wie viele Jobs wegfallen.

Eingang eines geschlossenen Kaufhauses

Geschlossene Kaufhof-Filiale in Dortmund Foto: Ralf Ibing/imago

BERLIN taz | Für die Mit­ar­bei­te­r:in­nen bleibt noch länger ungewiss, welche Perspektive sie haben: Ende Januar müssen die Insolvenzverwalter der Kaufhauskette Galeria Kaufhof dem Amtsgericht Essen zwar einen Plan vorlegen – anders als angekündigt soll der aber immer noch keine Liste mit den Häusern enthalten, die geschlossen werden sollen. Das gaben die Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und Patrick Wehren am Mittwoch bekannt.

Ende Oktober 2022 hat das Unternehmen zum zweiten Mal in zweieinhalb Jahren Insolvenz angemeldet. Seitdem bangen die Mit­ar­bei­te­r:in­nen, ob sie ihre Jobs behalten können oder nicht. Erst hieß es, dass 90 Filialen geschlossen werden sollen. Dann sprach Firmenchef Miguel Müllenbach von mindestens einem Drittel, also etwa 40 Filialen. Am Dienstag teilte das Unternehmen mit: „Die Zahl der Filialen, die im Fokus der Prüfung einer Schließung standen, konnte deutlich reduziert werden.“ Und nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung sollen jetzt 60 Standorte zugemacht werden.

Insgesamt arbeiten 17.400 Mit­ar­bei­te­r:in­nen bei Galeria. Viele von ihnen haben inzwischen selbst gekündigt. Andere kämpfen öffentlich gegen mögliche Schließungen. Vor dem Galeria-Haus in Goslar etwa haben Beschäftigte zusammen mit der Gewerkschaft Verdi 5.000 Unterschriften gesammelt.

„Für viele Mitarbeiter wird es jetzt sehr eng“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch. Er ist Leiter der Abteilung Wirtschaftsforschung bei Creditreform. Er sieht verschiedene Gründe dafür, warum Galeria in so kurzer Zeit schon wieder Insolvenz anmelden musste. „Die Inflation ist sicher einer davon“, sagt Hantzsch. Ver­brau­che­r:in­nen würden weniger Geld ausgeben als vor der Pandemie, die Einnahmen seien also gesunken. Zugleich seien die Energiekosten für „die enorm großen Flächen“ gestiegen, so Hantzsch. Er selbst finde das Prinzip Kaufhaus auch „nicht mehr zeitgemäß“, Galeria könne einiges von Amazon lernen. Seiner Einschätzung nach hätten vor allem die Filialen in den Großstädten gute Chancen, bestehen zu bleiben. Für mittelgroße Städte sehe es hingegen schlecht aus. Nur ein „radikaler Umbruch im Konzept“ könnte die Kaufhauskette langfristig retten, sagt Hantzsch.

In Zukunft regionaler und dezentraler

Das Handelsblatt berichtete über die aktuellen Pläne von Galeria Kaufhof, das Unternehmen wolle stärker auf Regionalisierung setzen und sich stärker dezentral aufstellen. Dafür sollten die einzelnen Standorte mehr Verantwortung bekommen. Alle Filialen, die bestehen blieben, sollten in den kommenden drei Jahren renoviert werden.

Die Warenhauskette gehört dem österreichischem Milliardär René Benko. Beim letzten Insolvenzverfahren 2020 schlossen am Ende 41 Filialen, 4.000 Arbeitsplätze wurden gestrichen. Damals traf vor allem die Pandemie die Kaufhäuser.

Was Mit­ar­bei­te­r:in­nen Mut machen könnte: Anders als 2020 hätten sich bereits Bieter für einige der Standorte gefunden. Für 20 Filialen gebe es Verkaufsgespräche. So soll zum Beispiel die erst vor einem Jahr gestartete Dortmunder Modehandelskette Aachener an mehreren der kleinen Filialen interessiert sein. Im Falle einer Übernahme sollen auch die Arbeitsplätze bestehen bleiben.

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