Ende der Maskenpflicht im ÖPNV: Ins Private abgeschoben

Die Maskenpflicht in den Öffis ist Vergangenheit. Das ist bedauerlich: Masken können Infektionen mit schweren Folgen verhindern.

Eine Straßenbahn von der Seite aufgenommen, die schnell fährt

Im ÖPNV gibt es zum Glück kein Maskenverbot; je­de:r sollte also freiwillig weiter Maske tragen Foto: Robert Michael/dpa

Hurra, Schluss mit dem Maskennerv beim Bahnfahren! Wer es jetzt noch schafft, den Besuch von medizinischen Einrichtungen zu umgehen, diesen letzten Bastionen der Maskenpflicht, der kann ab jetzt ziemlich leicht so tun, als wäre alles wieder gut. Nun, die Sehnsucht nach einer Welt ohne Corona ist sicher allen Menschen gemein.

Der Weg zum gemeinsamen Ziel war das Problem, und der wurde nun von denen bestimmt, denen die Geduld ausging und die kein Interesse mehr an einer solidarischen Vorgehensweise haben; die FDP tat sich hier besonders hervor. Das ist sowohl politisch als auch gruppendynamisch alles im wenig überraschenden Bereich. Trotzdem ärgerlich, gerade weil die Solidarität nur wenig kosten würde.

Nun aber ist, für viele wunschgemäß, eine neue Ära erreicht: Corona wird endgültig ins Private abgeschoben, in die individuelle Verantwortung. Dorthin, wo Krankheiten gemeinhin ihren Platz haben. Wo es dann eben Pech ist, wenn es einen erwischt und vielleicht länger und schwerer krank macht als nur eine Woche. Das soll dann wohl als Schicksalsschlag gelten, ähnlich einer Krebserkrankung und der dazugehörigen Frage „Warum gerade ich?“.

Nur wäre das Schicksal bei Corona eben weiterhin mit einfachen Kniffen auszutricksen. Aber das Maskentragen in einem überfüllten Zugwaggon (oder Luftfilter in Klassenzimmern, aber das ist ein anderes Thema) ist nun also offiziell zu viel an gemeinsamen Regeln einer solidarisch handelnden Gesellschaft.

Deutschland stand mit der Maskenpflicht längst allein da in Europa – Gruppendynamik also auch auf Staatenebene: Wie will man den Unterschied der eigenen Bevölkerung auf Dauer verkaufen, zumal wenn die Gefahr gelegentlicher Ansteckung inzwischen weithin als neue Normalität akzeptiert wird? Es war anscheinend nicht zu verhindern – und jetzt sind die, die auf mehr Schutz angewiesen sind als andere, und solche, die sich wegen Langzeitfolgen Sorgen machen, auf sich gestellt.

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Seit 2022 bei der taz - erst Themenchefin, neuerdings Korrespondentin, Büro Schweden. Frühere Redaktionen: Neue Osnabrücker Zeitung, Funke Zentralredaktion und watson. Früherer Job im Norden: Trolle verkaufen am Fjord, anno domini 1993. Skandinavistin M.A.

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