Russlands Überfall auf Ukraine: Krieg der Informationen

In Donezk gehen die Kämpfe weiter. Prorussische Separatisten behaupten, Gebiete in der Nähe der schwer umkämpften Stadt Bachmut eingenommen zu haben.

2 Personen gehen mit Einkaufswagen beladen mit Wasserflaschen durch den Schnee

Zwischen den Kämpfen holen die Menschen Wasser: Siversk im Norden der Oblast Donezk Foto: Clodagh Kilcoyne/reuters

BERLIN taz | Die Kämpfe im Gebiet Donezk im Osten der Ukraine gehen mit unverminderter Härte weiter. Heftig umkämpft ist neben Bachmut auch der benachbarte Ort Soledar. Beide sind Teil der ukrainischen Verteidigungsstellungen vor dem Gebiet zwischen Slowjansk und Kramatorsk. Die Einnahme käme fast der Eroberung des Donbass gleich, die eines von Russlands erklärten Zielen seit dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine ist.

Am Sonntag hatte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in seiner allabendlichen Videoansprache angekündigt, dass weitere Einheiten in das Gebiet verlegt würden. Die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar hatte in ihrem Telegram-Kanal geschrieben, dass die Lage in Soledar schwierig sei.

Demgegenüber widersprach der Kommandeur der Landstreitkräfte, Alexander Syrski, am Montag Angaben, wonach die Russen Soledar eingenommen hätten. Der Feind habe erneut einen verzweifelten Versuch unternommen, die Stadt aus unterschiedlichen Richtungen zu stürmen, wobei auch Einheiten der Söldner-Truppe Wagner beteiligt gewesen seien. Doch die Russen hätten erhebliche Verluste erlitten und sich schließlich zurückgezogen, zitiert das ukrainische Nachrichtenportal Ukrainska ­Pravda Syrski.

Der Großraum Charkiw war am Montag ebenfalls erneut Ziel russischer Angriffe. Eine Rakete traf einen Markt in Schewtschenko. Dabei seien laut Angaben des Leiters der Charkiwer Gebietsverwaltung, Oleg Sinegubow, auf Telegram, zwei Frauen getötet sowie sieben Personen verletzt worden – darunter ein Mädchen. Auch in der Stadt Cherson waren ein Toter und ein Verletzter zu beklagen.

Der Kreml blieb bei seiner Version

Moskauer Angaben, wonach am Samstag bei Luftschlägen auf provisorische Unterkünfte für ukrainische Truppen in Kramatorsk 600 Soldaten getötet worden sein sollen, sind offensichtlich ebenfalls mit Vorsicht zu genießen. Der Bürgermeister von Kramatorsk, Oleksandr Hontscharenko, sagte, zwei Schulgebäude und acht Wohnhäuser seien beschädigt worden, Tote und Verletzte habe es nicht gegeben.

Demgegenüber blieb der Kreml bei seiner Version. Berichte von vor Ort erschütterten nicht das Vertrauen der Führung in die Verteidigungsbehörden. „Das Verteidigungsministerium ist die wichtigste, legitime und umfassendste Informationsquelle über den Verlauf der speziellem Militäroperation“, sagte Sprecher Dmitri Peskow auf einer Pressekonferenz.

Der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Nikolai Patruschew, wurde am Montag noch einmal grundsätzlich. „Wir befinden uns nicht im Krieg mit der Ukraine, weil wir per Definition keinen Hass auf gewöhnliche Ukrai­ne­r*In­nen haben können“, zitiert ihn das ukrainische Nachrichtenportal focus.ua. Der russisch-ukrai­nische Krieg sei ein Konflikt zwischen Russland sowie der Nato und den westlichen Ländern. Die Nato-Staaten hätten Angst vor einer direkten Konfrontation mit Russland, daher benutzten sie die Ukraine.

Unterdessen könnte Großbritannien vielleicht bald Kampfpanzer in die Ukraine rollen lassen. So wolle London die Möglichkeit prüfen, der Ukraine mehrere Exemplare vom Typ Challenger 2 zu liefern, schreibt die Ukrainska Pravda unter Verweis auf den TV-Sender Sky News. In Polen wird offensichtlich erwogen, deutsche Leopard-Panzer an Kyjiw abzugeben. Dabei gehe es um ein Dutzend Stück, so der Leiter für Internationales in der Kanzlei des polnischen Präsidenten, Jakub Kumoch.

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