Die Wahrheit: Schimmel

Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem erfreuen, das aufräumt mit einem Juwel der Schöpfung.

Schimmelbefall in einer Berliner Schule mit Blick in langen Schulflur

Bei uns im Bad im obren Eck

begann, ganz ohne uns zu fragen,

ein Schimmelpilz als grüner Fleck

an Dusch- und Rigipswand zu nagen.

Sofort war klar: Wer so verschmutzt,

wird kompromisslos weggeputzt.

Doch als ich mit der Flasche Chlor

das Bad betrat, da rief der Schimmel:

„Halt ein, mein Freund! Was hast du vor?

Lass ab von deinem Blankputzfimmel!

Weißt du nicht, dass Chlor ätzend ist,

barbarisch und verletzend ist?

Dabei sind wir höchst wunderbar.

Wir Schimmelpilze haben Nutzen.

Mal sind wir Antibiotika,

mal Käs-Veredler. Derlei putzen,

verkennend als gemeinen Dreck,

ja eigentlich bloß Deppen weg.

Wie meisterhaft wir als Myzel

die seidig feinsten Fäden spinnen:

Ein solches Mikro-Flaum-Juwel

verehrt man – und wischt’s nicht von hinnen!“

So sprach er, wirklich sehr bemüht.

Ich hab ihn trotzdem eingesprüht.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.