Tote und Verletzte in Kongo: Terroranschlag auf Taufgottesdienst

In der Kleinstadt Kasindi an Kongos Grenze zu Uganda explodiert eine Bombe in einer Kirche. Die Regierung macht ADF-Rebellen verantwortlich.

Auf dem zerstörten Gelände der „8ème Église CEPAC Lubiriha“ in Kasindi am Sonntag Foto: Opinion-Info.cd

BERLIN taz | Ein Bombenanschlag auf ein vollbesetztes Kirchengelände hat am Sonntag im Osten der Demokratischen Republik Kongo zahlreiche Opfer gefordert. Die Regierung bestätigte am frühen Nachmittag zunächst fünf Tote, lokale Quellen sprachen von bis zu 17, dazu kommen mehrere dutzend Verletzte.

Gegen 12 Uhr Ortszeit explodierte während eines Taufgottesdienstes einer evangelischen Kirche in Kasindi, einer Kleinstadt direkt an der Grenze zu Uganda, ein Sprengsatz. Fotos und Videos, die daraufhin in sozialen Netzwerken zirkulierten, zeigen zerfetzte Leichen und blutverschmierte Gottesdienstbesucher inner- und außerhalb des Kirchengeländes.

Kongos Regierung sagte, es seien „offensichtlich“ die „Terroristen der ADF“ für diesen „rein terroristischen Anschlag“ verantwortlich. Die ADF (Allied Democratic Forces), einst in Uganda entstanden und seit einem Vierteljahrhundert vor allem in der Provinz Nord-Kivu im Ostkongo aktiv, reklamieren mittlerweile die Zugehörigkeit zum globalen „Islamischen Staat“.

Die ADF ist mit Abstand für die meisten zivilen Toten der vielen bewaffneten Gruppen im Osten der Demokratischen Republik Kongo verantwortlich. Seit November 2021 ist Ugandas Armee gegen sie im Kongo im Einsatz, aber das hat sie nicht dauerhaft geschwächt, unter anderem weil sie Ausweichgebiete in Nord-Kivus Nachbarprovinz Ituri hat.

Welle von Anschlägen und Massakern

Auch Ituri erlebte in der vergangenen Woche eine erneute Welle von Anschlägen und Massakern. Im Laufe der Woche starben über 60 Menschen an unterschiedlichen Orten in Ituri bei gezielten Angriffen ethnischer Milizen auf Zivilisten. Auch ein ADF-Anschlag forderte nach Angaben des Dachverbandes der Zivilgesellschaft von Ituri am Mittwoch vergagener Woche acht Tote.

Das Provinzparlament von Ituri forderte nach der Welle von Angriffen eine Überprüfung des seit Mai 2021 in der Provinz geltenden Kriegsrechts, da dies offensichtlich nicht die erwünschten Ergebnisse erzielt habe.

Die neue Gewalteskalation kommt, während Regierung und internationale Diplomatie in der Demokratischen Republik Kongo sich fast ausschließlich auf die von Ruanda unterstützte Rebellenbewegung M23 (Bewegung des 23. März) konzentrieren, die weiter südlich in Nord-Kivu aktiv ist. Ostafrikanische Eingreiftruppen versuchen derzeit, eine Pufferzone zwischen Regierungsgebiet und M23-Gebiet nördlich der Provinzhauptstadt Goma einzurichten, aber in anderen Gebieten wird weiter gekämpft.

Die Aufmerksamkeit von Kongos Regierung für andere bewaffnete Gruppen in der Region, insbesondere die ADF, hat unter dem Eindruck des Wiedererstarkens der M23 stark nachgelassen.

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