Von Russland besetztes Gebiet: Raketen treffen Besatzer

Hunderte russische Soldaten wurden angeblich bei ukrainischem Angriff in Melitopol in der Südukraine getötet. Derweil schickt der Iran Drohnen.

Feuerwehrleute vor zerstörtem Gebäude

Feuerwehrleute löschen das Feuer in einem Erholungszentrum in Melitopol, das beschossen wurde Foto: Imago

BERLIN taz | Mit massiven Raketenangriffen hat die Ukraine tief im besetzten russischen Gebiet zugeschlagen. Über 200 Soldaten der russischen Besatzungstruppen sollen nach ukrainischen Berichten am Samstag am Rand der Stadt Melitopol ums Leben gekommen sein.

Melitopol ist das wichtigste Industrie- und Verkehrszentrum im russisch besetzten Teil der Südukraine. „Die gesamte Logistik, die die russischen Streitkräfte im östlichen Teil der Region Cherson und bis zur russischen Grenze in der Nähe von Mariupol verbindet, wird darüber abgewickelt“, sagte Olexij Arestowytsch, ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski. „Wenn Melitopol fällt, bricht die gesamte (russische) Verteidigungslinie bis nach Cherson zusammen. Die ukrainischen Streitkräfte erhalten einen direkten Weg zur Krim und nach Mariupol.“

Zu Art und Ausmaß des Angriffs gehen die Darstellungen auseinander. Die Besatzungsbehörden sprachen von zwei getöteten Zivilisten beim Beschuss eines „Erholungszentrums“. Der im Exil befindliche ukrainische Bürgermeister von Melitopol, Iwan Fedorow, sprach von Dutzenden getöteten „Invasoren“.

Auf sozialen Netzwerken hieß es, ein von der privaten russischen Wagner-Söldnertruppe genutztes ehemaliges Luxus-Badehotel sei zerstört worden und die meisten der bis zu 300 Kämpfer seien verbrannt. Foto- und Videoaufnahmen zeigten den Hotelkomplex lichterloh in Flammen. Bestätigte Opferzahlen gibt es nicht.

Odessa bei Nacht

Russland intensivierte seinerseits seine Raketenangriffe auf die ukrainische Infrastruktur. In seiner Videobotschaft in der Nacht zu Sonntag bezeichnete Präsident Selenski die Lage in Odessa als „sehr schwierig“. Über 1,5 Millionen Menschen in Odessa und Umgebung seien nach nächtlichen Angriffen mit iranischen Drohnen ohne Strom. Bis zur Wiederherstellung einer Notversorgung werde es mehrere Tage dauern. Auch der Hafen ist außer Betrieb. Getreideexporte laufen jetzt über andere Häfen.

Der Beschuss Odessas mit iranischen Drohnen am 10. Dezember war der erste derartige Einsatz seit dem 23. Oktober, berichtete das „Institute for the Study of War“ in den USA am Sonntag. Wochenlang habe Russland diese Drohnen nicht mehr eingesetzt, da sie bei Frost nicht funktionierten und erst technisch modifiziert werden mussten, schreibt das Institut; jetzt seien vermutlich ausreichend brauchbare Bestände vorhanden.

Erst am Freitag hatte die US-Regierung die zunehmende militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Iran angeprangert. John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, sprach von einer „vollwertigen Verteidigungspartnerschaft“ und erklärte, Moskau und Teheran zögen eine „gemeinsame Produktionslinie für Kampfdrohnen in Russland“ in Erwägung. Er gab US-Sanktionen gegen drei in Russland ansässige Unternehmen bekannt, die am „Erwerb und Einsatz iranischer Drohnen“ beteiligt seien.

Am Boden tobten am Wochenende schwere Kämpfe am Rand der Stadt Bachmut im ostukrainischen Donbass. Russische Einheiten stehen inzwischen am Rand der fast vollständig zerstörten Stadt, die sie seit August belagern. Die ukrainischen Verteidiger leisten hartnäckig Widerstand, der gegenseitige Beschuss ist massiv. Nach Angaben des ukrainischen Präsidentenberaters Olexij Arestowytsch betragen die russischen Geländegewinne „100 Meter pro Woche, mit 1000 Opfern“.

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