Pressefreiheit in der Ukraine: Akkreditierung entzogen

Die Ukraine verbietet einer dänischen Korrespondentin die Arbeit vor Ort. Der Geheimdienst werfe ihr Russland-Propaganda vor.

Journalistin Matilde Kimer

Der dänischen Journalistin Matilde Kimer wurde von der Ukraine die Akkreditierung entzogen Foto: Asger Ladefoged/Scanpix/imago

STOCKHOLM taz | Die Ukraine hat Matilde Kimer, der langjährigen Russland- und Ukraine-Korrespondentin der dänischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt DR, die Akkreditierung entzogen und macht ihr damit ihre weitere Arbeit unmöglich. In einer schriftlichen Mitteilung des ukrainischen Geheimdiensts SBU erhielt sie dafür keinerlei Begründung. „Ich war mir sicher, es müsse ein Fehler oder ein Missverständnis sein“, berichtet Kimer gegenüber Journalisten, der Publikation der dänischen Journalistengewerkschaft. Doch in einem Gespräch habe man ihr dann als Begründung mitgeteilt, sie „betreibe Propaganda für den Feind“.

Konkrete Beispiele habe ihr der SBU-Repräsentant nicht nennen können: „Ich bin überzeugt, dass er keinen einzigen meiner Berichte kannte.“ Nachdem der Entzug der Akkreditierung in Dänemark große Aufmerksamkeit erregte, schob Mykhailo Vydoinyk, Botschafter der Ukraine in Dänemark, am Mittwoch gegenüber der Tageszeitung Politiken als Begründung nach, Kimer habe mehrfach „gegen die Reisevorschriften verstoßen“. Die Journalistin weist das zurück.

„Dezidiert verkehrt“ seien die Vorwürfe, sagt auch der DR-Auslandschef Niels Kvale. DR habe dem SBU einen USB-Stick mit den letzten zehn Berichten Kimers zukommen lassen mit der Bitte, konkret mitzuteilen, was daran russische Propaganda sei. Der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen hat seinen ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba kontaktiert. Tine Johansen, Vorsitzende der dänischen Journalistengewerkschaft, verurteilte den Vorgang.

Auch Lina Kushch von der National Union of Journalists of Ukraine reagierte: „Die Angelegenheit ist sehr alarmierend für uns.“ Was Kimer besonders empöre, sei das Angebot, das sie nach ihren Angaben vom Geheimdienst erhalten habe: Die Sache ließe sich regeln, wenn Kimer wie andere Korrespondenten gute Geschichten liefere und das Material verwende, das der SBU zur Verfügung stelle. Das habe sie zurückgewiesen. „Als unabhängige Journalistin kann und will ich so nicht arbeiten.“

Im August verhängte Russland, wo Kimer bis dahin ihren Wohnsitz hatte, gegen sie ein zehnjähriges Einreiseverbot mit der Begründung, sie sei „ein Sicherheitsrisiko“. Es sei „geradezu surrealistisch“, wenn die Ukraine ihr nun vorwerfe, sie sei Putin-Propagandistin, kommentiert Politiken: Das werfe ein Schlaglicht darauf, welche eigenen Probleme die Ukraine mit der Pressefreiheit habe.

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