Debatte um eine „grüne RAF“: Klimakrise nicht verstanden

Warnungen vor einer „grünen RAF“ wurden von rechts bereitwillig aufgenommen. Ökoterrorismus ist Fiktion – die Klimakrise aber ist real.

Vier Klimaaktivisten sitzen mit angeklebten Händen auf dem Zubringer einer Start-und Landebahn am Airport

Klimaaktivisten am Münchner Flughafen sind nicht das Problem Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Stellen Sie sich vor, Fliegen wäre gefährlich. Eigentlich ist dafür nicht viel Fantasie nötig. Schließlich ist der Luftverkehr für deutlich mehr klimaschädliche Emissionen im Jahr verantwortlich als ganz Deutschland. Damit ist Fliegen gefährlich. Fliegen tötet. Nur eben in der Regel nicht unmittelbar. Aber wenn das plötzlich anders wäre?

Es ist ein Szenario, das der Science-Fiction-Autor Kim Stanley Robinson in seinem Klimakrisen-Roman „Das Ministerium für die Zukunft“ zeichnet. Das Buch hat viel Aufmerksamkeit bekommen, nachdem der ehemalige US-Präsident Barack Obama es auf die Liste seiner Buchempfehlungen im Jahr 2020 gesetzt hatte. Darin gehen die Emissionen des Luftverkehrs irgendwann zurück. Der Grund: Die breite Öffentlichkeit ist zu verängstigt, um noch ins Flugzeug zu steigen, denn Öko­ter­ro­ris­t:in­nen schießen diese im Roman regelmäßig mit Drohnen ab.

Als der frühere Klimaaktivist Tadzio Müller im vergangenen Jahr im Spiegel Klimaschutz einforderte, um eine „grüne RAF“ zu verhindern, hatte er wohl solche Szenen im Kopf. Nun hat er in einem Folge-Interview eingeräumt: Die Aussage damals war ein Fehler. Im rechten politischen Spektrum ist die „grüne RAF“ zum Kampfbegriff geworden. Dort bezieht man sich auf Ak­ti­vis­t:in­nen wie die der Letzten Generation, obwohl die ja Autos friedlich blockieren. Darüber kann man sich als Au­to­fah­re­r:in ärgern. Mit Terrorismus hat es aber absolut nichts zu tun.

Dass Müllers Aussage nach hinten losgegangen ist, hat viele Gründe. Nicht zuletzt vielleicht den, dass er für eine gewisse Freude an provokanten Aussagen und viel Reichweite bekannt ist. Aber es ist auch ein Symptom dafür, dass die Tragweite der Klimakrise und des nötigen Klimaschutzes kaum verstanden sind. Viele scheinen sich kaum vorstellen zu können, dass die Erderhitzung zu ernsten, auch gewaltvollen Auseinandersetzungen um Ressourcen führen könnte. Dass das ein Irrtum ist, zeigen nicht nur Sci-Fi-Romane. Ein Blick in die Berichte des Weltklimarats IPCC genügt.

Die Welt ist aktuell schon um 1,2 Grad aufgeheizt. 2022 sind die weltweiten CO2-Emissionen weiter angestiegen.

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Jahrgang 1991, ist Redakteurin im Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.

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