Möglicher Bundeswehr-Abzug aus Mali: Aus dem Sinn

Ein Rückzug der Bundeswehr aus Mali wird vor allem bedeuten, dass der Fokus auf das Land weiter schwindet. Die Folgen wären fatal.

Soldaten der Bundeswehr auf einem Flughafen

Soldaten der Bundeswehr nach ihrer Rückkehr aus Mali auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen Foto: Moritz Frankenberg/dpa

Die Spekulationen der vergangenen Tage scheinen sich zu bestätigen: Auch wenn noch nichts beschlossen ist, könnte die Bundeswehr im kommenden Jahr ihre Teilnahme am Minusma-Einsatz in Mali beenden.

Eine solche Entscheidung wäre nicht überraschend und durchaus plausibel. Anfang der Woche hatten Großbritannien und die Elfenbeinküste angekündigt, ihre Truppen abzuziehen. Die französische Anti-Terror-Mission Barkhane, die bisher den Flughafen von Gao betrieben hatte, hat Mali bereits im Sommer verlassen. Es gab Konflikte mit der Militärregierung von Assimi Goïta um die Rotation der Soldat*innen. Aus der Sicht vieler hat die Minusma die hohen Erwartungen, den Norden des Landes zu stabilisieren, nicht erfüllt.

Trotzdem ist es gelungen, Städte wie Gao und Timbuktu sicherer zu machen. Es ist unklar, bis wohin Dschihadisten ohne die Minusma möglicherweise vorgedrungen wären. Vergessen wird außerdem häufig, dass ja eigentlich die Regierung in der Verantwortung ist und sowohl Infrastruktur als auch Perspektiven aufbauen muss. Mali sei, wie sie gerne betont, schließlich ein souveräner Staat.

Der hat sich ausgerechnet die russische Wagner-Miliz zum neuen Partner erkoren. Ihr und den malischen Streitkräften werden in Kooperation schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Es stimmt: Auch Blau­helm­sol­da­t*in­nen haben beispielsweise in der Zentralafrikanischen Republik missbraucht und vergewaltigt. Doch das Verhalten von Wagner und der malischen Armee schafft weder Stabilität noch Vertrauen in der Bevölkerung.

Letztendlich würde Deutschlands Rückzug aus Mali vor allem bedeuten, dass der Fokus auf das Land weiter schwindet. Die deutsche Außenpolitik könnte sich noch mehr um Europa und den natürlich zu verurteilenden Angriffskrieg auf die Ukraine drehen.

Hilfsorganisationen verzeichnen aber leider schon länger einen Rückgang der finanziellen Unterstützung für Westafrika – obwohl sich der Bedarf erhöht. Krisen und Kriege, die nicht vor der eigenen Haustür stattfinden, geraten ohne solche Einsätze noch stärker in Vergessenheit.

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Nach dem Abitur im Münsterland bereiste sie zum ersten Mal Südafrika und studierte anschließend in Leipzig, Helsinki und Kopenhagen Journalistik und Afrikanistik. Nach mehreren Jahren im beschaulichen Schleswig-Holstein ging sie 2010 nach Nigeria und Benin. Seitdem berichtet sie aus ganz Westafrika – besonders gerne über gesellschaftliche Entwicklungen und all das, was im weitesten Sinne mit Religion zu tun hat.

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