Die Wahrheit: The Würstchen-Crown

Das britische Königshaus birgt eine Familie weniger mit Geheimnissen als mit einem ausgeprägten Drang zu schrägen Spitz- und Kosenamen.

Die Beziehungen zwischen Großbritannien und Irland sind auf dem Tiefpunkt – wegen eines Missverständnisses. Viele Iren können das englische „th“ nicht aussprechen, aus „the“ wird „de“, oft wird aus dem „th“ einfach ein „t“. Deshalb heißt der neue König Charles the Third in Irland „Charles de Turd“. Und das ist ein Scheißhaufen – eine klare Majestätsbeleidigung.

Von den Palastangestellten wurde Charles aus offensichtlichen Gründen hingegen „Großohr“ genannt, wenn er nicht in Hörweite war. Im schottischen Internat Gordonstoun, auf das er mit dreizehn Jahren geschickt wurde, zogen ihm die Mitschüler gern die Ohren lang, wie einer von ihnen erzählte.

Der Daily Mirror behauptet, dass die Royals zwar ellenlange Titel und Namen haben, aber privat geben sie sich neckische Spitznamen. Als Charles noch ein einfacher Prinz war, nannte er seine Schwiegertochter Meghan Markle „Tungsten“. Das ist Wolfram, und Charles fand, das Schwermetall passe wegen ihrer Zähigkeit und Widerstandskraft zu Meghan. Wie er sie jetzt nennt, nachdem sie mit ihrem Gatten Harry aus dem königlichen Zirkus ausgestiegen und nach Kalifornien gezogen ist, weiß man nicht.

Aber nicht nur die Angestellten, sondern auch die Royals haben Kosenamen für ein­ander. Diana hat ihren Sohn William „Wombat“, also Beutelmaus, genannt, das Personal bevorzugt hingegen „Kahlköpfchen“. Seine Oma Elisabeth hieß bei ihm „Gary“, weil er als Kind „Granny“ nicht aussprechen konnte. Das ist allemal niedlicher als der Name, den „Stavros“, wie Philip der Grieche genannt wurde, für seine Frau erfunden hat. Er nannte die Queen abwechselnd „Würstchen“ oder „Kohlkopf“, wobei letzteres in der Umgangssprache auch Möse bedeutet. Aber will man das wirklich wissen?

Passender wäre ohnehin „Raffzahn“ gewesen. Angeblich hat die Queen sich nie in die Angelegenheiten des britischen Parlaments eingemischt. In Wirklichkeit hat sie Gesetze, durch die ihr Reichtum offengelegt worden wäre, im Keim erstickt. Die Regierung musste die Queen nämlich um Erlaubnis bitten, um ein Gesetz überhaupt ins Parlament einbringen zu können, wenn es sie betraf. Lehnte sie es ab, war das Gesetz perdu.

Vom Umweltschutz hielt sie nicht viel, das sei etwas für die Untertanen. Elisabeth sorgte dafür, dass ihr riesiges Anwesen im schottischen Balmoral vom Umweltschutz oder irgendwelchen Forstinspektionen verschont blieb. Ebenso durfte sie Gesetze zur Lebensmittelsicherheit oder Kennzeichnungspflicht, zum Tierwohl oder Klimaschutz nach Herzenslust straffrei ignorieren. Für ihre Angestellten galt das allerdings nicht, die konnten für die Sauereien der Queen zur Rechenschaft gezogen werden.

Gegen staatliche Subventionen hatte sie freilich nichts einzuwenden. Sie kassierte Hunderttausende Pfund Zuschüsse von der EU für die Land- und Viehwirtschaft sowie das Forstwesen auf ihren Ländereien. Was für ein geldgieriges Würstchen!

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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