Rent­ne­r*in­nen in Deutschland: System vor dem Kollaps

Immer weniger Menschen müssen für die Renten von immer mehr Menschen aufkommen. Die Rechnung kann auf kurz oder lang nicht aufgehen.

Ein Rentner und eine Rentnerin auf einer Parkbank

Für die Alterssicherung braucht es langfristige neue Perspektiven: Rent­ne­r:in­nen in Norderstedt Foto: Ralf Homburg/Lobeca/imago

Es sind Alarmzeichen. Immer klarer wird, dass bei der Rente nicht alles beim Alten bleiben kann. Immer mehr Menschen werden immer älter. Und immer mehr Ar­beit­neh­me­r*in­nen gehen vorzeitig in den Ruhestand. Dafür nehmen sie hohe Abschläge an ihrer Rente hin. Die um sich greifende Flucht aus dem Job geht aus Zahlen der Rentenversicherung hervor. Zugleich fehlen jetzt schon überall Arbeitskräfte.

Und die Babyboomer erreichen in den kommenden Jahren das Rentenalter, was den Mangel an Fachkräften noch verschärft. Mit der Schar der neuen Rent­ne­r*in­nen wird die finanzielle Belastung der aktiv Beschäftigten längerfristig deutlich anwachsen. Seltsamerweise besteht angesichts der sich abzeichnenden Krise in der aktuellen Bundesregierung ganz offensichtlich kein Handlungsbedarf.

Die Lage wird wie schon von den Vorgängerregierungen ignoriert. Auch wenn das Krisenmanagement derzeit durch Krieg und Inflation gebunden ist, muss für die Alterssicherung bald eine langfristig neue Perspektive entwickelt werden. Sonst bewahrheitet sich die jüngste Prognose des Arbeitgeberpräsidenten Rainer Dulger, der einen Kollaps des Systems befürchtet. Dahinter stecken zwei Sorgen.

Einerseits fehlen den Unternehmen Arbeitskräfte, andererseits sehen sie steigende Rentenbeiträge auf sich zukommen. So wird die Forderung nach einer längeren Lebensarbeitszeit immer populärer, auch in der jungen Generation, der die Lasten schließlich aufgebürdet werden. Es sind nur wenige Reformansätze erkennbar. Positiv ist die vom Bundeskabinett beschlossene Abschaffung der Zuverdienstgrenze bei früherem Renteneintritt. Damit steigt der Anreiz, länger zu arbeiten.

Der geplante Aufbau eines Kapitalstocks zur Stabilisierung der Renten­finanzen wird dagegen erst viel später hilfreich wirken. Völlig unbeantwortet ist die Frage, wie all jene, die ihren Beruf nicht länger ausüben können, und all jene, die von Altersarmut bedroht sind, abgesichert werden. Hier müssen Übergänge vom Arbeits- ins Rentenleben neu gedacht und organisiert werden. Es ist höchste Zeit, damit anzufangen, zumal das allgemeine Wohlstandsniveau in Deutschland infolge der aktuellen Krisen tendenziell sinken wird.

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