Kriegswaffen in Händen Krimineller: Sturmgewehre auch in Finnland

Waffenlieferungen für die Ukraine sind laut Helsinkis Polizei bei skandinavischen Kriminellen gelandet. Doch die Ermittler geben sich gut vorbereitet.

Munition

Mit den Waffenlieferungen an die Ukraine nimmt auch der Waffenschmuggel zu Foto: Stanislav Krasilnikov/imago

STOCKHOLM taz | Waffen, die im Rahmen westlicher Militärhilfe an die Ukraine geliefert worden sind, wurden Angaben der finnischen Polizei zufolge bei kriminellen Banden in Westeuropa aufgefunden. Christer Ahlgren, Kriminalkommissar bei der finnischen zentralen Polizeibehörde, berichtete am Wochenende gegenüber dem Sender YLE, dass zwischenzeitlich Waffen in Finnland, Schweden, Dänemark und den Niederlanden aufgetaucht seien.

Einzelheiten wurden mit Verweis auf die laufenden geheimdienstlichen Ermittlungen nicht genannt. Der Chef der Ermittlungsgruppe für organisierte Kriminalität erklärte lediglich, es handle sich um automatische Waffen, aber auch Sturmgewehre, Pistolen, Granaten, Munition und Kampfdrohnen: „Anderswo in der EU“ seien auch schon tragbare Raketenwerfer aufgetaucht, die an das ukrainische Militär geliefert worden waren.

Nicht nur in Finnland registriere man mit großer Sorge, dass an die Ukraine geleistete Militärhilfe bei Kriminellen lande, sagte Ahlgren. Man habe deshalb die Bemühungen verstärkt, durch bessere Kontrolle in den Häfen und an den Grenzen den Waffenschmuggel zu stoppen. Aus früheren Kriegen wisse man auch, dass dieser Handel mit Militärgerät nach Ende der Kampfhandlungen stark zunehmen werde.

Es sei selbstverständlich wichtig, dass die Ukraine bewaffnet werde, betonte Ahlgren, und man könne auch die Not der Menschen verstehen, die ihre Flucht aus der Ukraine mit Waffen bezahlen, wie das internationale Medien berichtet hätten: „Aber diese Waffen werden uns noch Jahrzehnte beschäftigen.“

Interpol hat ähnliche Sorgen
Christer Ahlgren, finnischer Kriminalkommissar

„Diese Waffen werden uns

noch Jahrzehnte beschäftigen“

Dabei verwies er auch auf Schweden, wo im Rahmen der aktuellen Bandenkriminalität und der gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen kriminellen Clans vor allem Waffen eine zentrale Rolle spielen, die in den 1990er Jahren in den Balkan geliefert worden waren.

Dreißig Jahre lang seien Waffen aus dem ehemaligen Jugoslawien in Schwedens krimineller Szene vorherrschend gewesen, sagte die schwedische EU-Innenkommissarin Ylva Johansson schon im April der Tageszeitung Göteborgs Posten. Nun könne das Gleiche mit Ukrainewaffen geschehen.

Ähnliche Befürchtungen äußerte neben Europol auch Jürgen Stock, Generalsekretär der internationalen Polizeiorganisation Interpol, im Juni: „Sobald die Kämpfe in der Ukraine enden, wird es eine Schwemme illegaler Waffen geben.“ Die EU baute deshalb auch mittlerweile mit Personal von Frontex und Europol ein Unterstützungszentrum für innere Sicherheit in Moldau auf.

Im Juli hatte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow eingestanden, dass Militärhilfe aus der Ukraine herausgeschmuggelt werde, aber „nicht in größeren Mengen“: „Wir müssen überleben. Wir haben keinen Grund, Waffen aus der Ukraine zu schmuggeln.“ Es bedürfe allerdings „besserer Kontrolle“.

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