+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Kretschmer will russisches Gas

Sachsens Ministerpräsident fordert, nach dem Krieg wieder russisches Gas zu beziehen. Bundesentwicklungsministerin Schulze sieht Wiederaufbau als Generationenaufgabe.

Michael Kretschmer steht an einem Rednerpult

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer sieht EU-Sanktionen gegen Russland skeptisch Foto: Christian Mang/reuters

Frankreich will friedliche Lösung

Der französische Verteidigungsminister Sebastien Lecornu bestätigt russische Angaben über ein Gespräch mit seinem Amtskollegen Sergej Schoigu. Dieser habe in dem Gespräch am Sonntag die „Sorge“ vor dem Einsatz einer sogenannten schmutzigen Bombe durch ukrainische Streitkräfte geäußert, bei der ein konventioneller Sprengsatz radioaktives Material verbreitet.

Lecornu habe erklärt, Frankreich wolle nicht in eine Eskalation des Konflikts hineingezogen werden, insbesondere was nukleare Optionen betreffe. Er habe gegenüber Schoigu bekräftigt, dass Frankreich eine friedliche Lösung des Konflikts anstrebe. Lecornu wolle auch bald mit dem ukrainischen Verteidigungsminister sprechen, hieß es in der Mitteilung.

Auch im Gespräch mit dem britischen Verteidigungsminister Ben Wallace soll der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu die „Sorge“ geäußert haben, die Ukraine könne eine schmutzige Bombe einsetzen. (rtr)

Russland setzt Angriffe auf Ukraine fort

Russland hat nach eigenen Angaben seine Angriffe auf Infrastruktur der Energieversorgung und des Militärs in der Ukraine in den zurückliegenden 24 Stunden fortgesetzt. Zudem hätten russische Truppen an mehreren Frontabschnitten ukrainische Gegenoffensiven zurückgeschlagen, teilt das Verteidigungsministerium in Moskau mit. In der zentralukrainischen Region Tscherkassy hätten russische Streitkräfte ein Munitionsdepot zerstört. (rtr)

Russischer Kampfjet stürzt auf Gebäude in Sibirien

Ein russisches Kampfflugzeug ist in der sibirischen Stadt Irkutsk am Sonntag in ein Wohngebäude gekracht. Das teilten die regionalen Behörden mit. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor. Der Gouverneur der gleichnamigen Region Irkutsk, Igor Kobsew, sagte, das Flugzeug habe ein zweistöckiges Gebäude in der Regionalhauptstadt getroffen.

Der lokale Ableger des russischen Notfallministeriums teilte mit, ein Kampfjet des Typs Su-30 sei bei einem Übungsflug auf ein zweistöckiges Holzgebäude abgestürzt und habe ein Feuer verursacht.

Weniger als eine Woche zuvor war ein russisches Kampflugzeug nahe einem Wohngebäude in der russischen Stadt Jejsk am Asowschen Meer abgestürzt und in einem riesigen Feuerball explodiert. 15 Menschen wurden dabei getötet, weitere 19 verletzt. (AP)

Kretschmer für Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen nach Kriegsende

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) fordert eine Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen nach dem Krieg. „Wir brauchen langfristige Verträge für Flüssiggaslieferungen aus den USA, Katar und anderen arabischen Ländern“, sagte Kretschmer der Bild am Sonntag. „Außerdem müssen wir endlich eigenes Erdgas in der Nordsee erschließen. Und wenn der Krieg vorbei ist, sollten wir auch wieder Gas aus Russland nutzen.“

Um den Krieg zu beenden, sollte Deutschland gemeinsam mit anderen Ländern auf eine Verhandlungslösung drängen, sagte der CDU-Politiker zudem. „Es braucht jetzt eine gemeinsame diplomatische Anstrengung von der EU, den USA, China, Indien und Japan. Dieser Krieg muss angehalten werden.“ Diese Verhandlungen würden nicht automatisch dazu führen, dass die Ukraine Teile ihres Staatsgebietes abtreten müsse.

„Es gibt keinen einzigen Grund, warum die Ukraine auch nur auf einen Quadratmeter ihres Territoriums verzichten sollte. Kriegsschäden müssen von Russland ausgeglichen, Kriegsverbrecher zur Verantwortung gezogen werden. Mit dieser Haltung muss man in Friedensgespräche gehen“, so Sachsens Regierungschef, „Wir dürfen diese Fragen nicht länger auf dem Schlachtfeld klären. Europa muss mehr Druck für Friedensgespräche machen.“

Kretschmer bekräftigte seine Skepsis gegenüber EU-Sanktionen gegen Russland. „Sanktionen sind immer besser als der Einsatz von Waffen. Aber sie müssen bei dem Aggressor auch die nötige Wirkung entfalten. Uns muss klar sein, welche Auswirkungen die Sanktionen für die deutsche Wirtschaft haben. Da baut sich gerade ein Tsunami auf.“ (rtr)

Ministerin Schulze – Wiederaufbau der Ukraine ist Generationenaufgabe

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) bezeichnet im Vorfeld der Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine in Berlin diesen als Generationsaufgabe. So viele Länder wie möglich müssten dafür ihre Kräfte bündeln, sagt die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe laut Vorabbericht: „Wir brauchen im Grunde die gesamte zivilisierte Staatengemeinschaft.“

Die Ukraine brauche nun Geld und Solidarität, da die Wirtschaft im Krieg eingebrochen sei. Sie werde sich im Vorfeld der Wiederaufbaukonferenz am Dienstag mit der ukrainischen Regierung treffen, um die Verwendung der deutschen Entwicklungsgelder zu besprechen. Von den 400 Millionen Euro, die Deutschland zugesagt habe, sollen 200 Millionen an Menschen gehen, die ihr Zuhause verloren hätten. „Weitere Mittel sollen helfen, Lehrerinnen und Lehrer zu bezahlen, Wohnraum zu schaffen, traumatisierte Kinder zu betreuen oder Unternehmen dabei zu helfen, Kriegsschäden zu reparieren, damit sie weiterarbeiten können“, so die Ministerin. (rtr)

🐾 Alles für den Sieg

Schach gegen Spende, den eigenen Zopf verkaufen – so sammeln Kinder Geld für die Armee. Manche errichten Straßensperren. Kinder in der Ukraine sitzen nicht einfach nur zu Hause und warten auf den Sieg, sondern wollen auch etwas dafür tun, schreibt taz-Autor Juri Konkewitsch.

Festnahme wegen Vorwurf des Hochverrats

Der ehemalige Chef des ukrainischen Turbinenherstellers Motor Sitsch wurde nach Angaben von verschiedenen ukrainischen Medien in Saporischschja festgenommen. Wjatscheslaw Boguslajew wird den Berichten zufolge Hochverrat vorgeworfen, weil er mit dem russischen Militär kooperiert haben soll. Wie die Medien aus Sicherheitskreisen erfahren haben wollen, brachen Ermittler Boguslajews Haustür auf und untersuchten sein Anwesen. Er selbst werde nun nach Kiew gebracht.

Die ukrainische Journalistin Iryna Romaliyska schreibt auf Facebook, der Ex-Chef des Turbinenherstellers sei für seine pro-russischen Ansichten bekannt und stehe unter Verdacht, Russland mit Teilen für Hubschrauber und Flugzeuge beliefert zu haben. Motor Sitsch gilt weltweit als einer der größten Triebwerkhersteller für Flugzeuge und Hubschrauber. (rtr)

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.