Chinesische Einkäufe in Deutschland: Auf Cosco folgt Silex

China interessiert sich nicht nur für Handelspforten wie den Hamburger Hafen, sondern auch für Produktionskapazitäten. Zum Beispiel für Chips.

Blick durch ein Vergrößerungsglas auf Chipherstellung

Chip-Produktion in China Foto: imago

BERLIN taz | Während der Streit über den chinesischen Staatskonzern Cosco und seine Teilübernahme eines Terminals im Hamburger Hafen auch innerhalb der SPD am Mittwoch weiterging, steht schon der nächste ähnlich gelagerte Fall an. Das Handelsblatt berichtet, dass die Bundesregierung den Verkauf der Chip-Fertigung des Dortmunder Unternehmens Elmos an den schwedischen Wettbewerber Silex wohl genehmigen werde. Silex ist eine hundertprozentige Tochter des chinesischen Konzerns Sai Microelectronics.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte am Morgen zugestanden, es sei „ein berechtigtes Anliegen, zu sagen, dass kein falscher Einfluss auf Infrastrukturen stattfinden darf“, zugleich aber den Kabinettsbeschluss zu Cosco verteidigt – statt 35 Prozent bekommt der Konzern nur 24,9 Prozent der Anteile, damit sein Einfluss nicht zu groß wird. Juso-Chefin Jessica Rosenthal hatte die Entscheidung auf Phönix kritisiert und gesagt, es gehe „um generelle Sicherheit, um werthafte Demokratie“.

Die Meldung über die mutmaßliche Genehmigung des Verkaufs der Chip-Fertigung von Elmos könnte die Diskussion um Chinas Einfluss erneut befeuern – auch wenn dieses Mal Bundeskanzler und Bundeswirtschaftsminister einer Meinung zu sein scheinen: Alles nicht so wild.

Wer querschießt, ist der Bundesverfassungsschutz. Dem Bericht zufolge warnt er davor, sich auf dem Markt für Chips noch abhängiger von China zu machen. Zwei Drittel der etwa für Autoindustrie, Medizintechnik und Telekommunikation wichtigen Halbleiter kommen bereits aus Ostasien, allerdings zu einem beträchtlichen Teil nicht direkt aus China, sondern aus Taiwan. Seit der Coronapandemie gibt es Engpässe, weil Produktionsstätten zeitweise geschlossen sind oder Lieferketten unterbrochen sind. Vor allem die deutschen Autohersteller hatten deswegen ihre Produktion teilweise herunterfahren müssen.

Es geht um Kapazitäten

Elmos ist kein besonders großes Unternehmen, entsprechend geht es bei dem Deal auch nur um 85 Millionen Euro, für die Silex Werk und Vorräte übernehmen will. Die Elmos-Unternehmensführung hat erklärt, die eigene Halbleiter-Technologie sei so veraltet, dass China kein Know-how abzapfen könne. Der Betrieb drohe unrentabel zu werden, und man suche eine Perspektive für die 225 Beschäftigten in der Chipfertigung. Das Wirtschaftsministerium, das den Deal genehmigen muss, hat sich diese Argumentation zu eigen gemacht. Tatsächlich werden im Autobereich immer dünnere Wafer gebraucht, die in Dortmund nicht hergestellt werden können. Silex wiederum fertigt viel für den medizinischen Bereich, in dem es diese Tendenz nicht gibt.

Das Unternehmen will seine Fertigungskapazitäten ausweiten, um seine Aufträge überhaupt abarbeiten zu können und in Europa weiter zu wachsen. Genau davor warnt der Verfassungsschutz: China wolle nicht nur Wissen, sondern eben auch die Produktionsstätten.

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