Cannabis-Legalisierung: Apotheke oder Tabakhändler?

Eckpunktepapier für Cannabis-Freigabe beschlossen. Gesetzt den Fall, die Droge wäre legal, wer sollte sie verkaufen – Apotheken oder Fachhandel?

Getrocknete Cannabisblüten

Der Anbau und Vertrieb von Genusscannabis wird einer strikten staatlichen Kontrolle unterliegen Foto: dpa

BERLIN taz | Das Bundeskabinett hat am Mittwoch ein Eckpunktepapier zum erlaubten Verkauf von Cannabis beschlossen. Sogar Georg Wurth, Sprecher des Deutschen Hanfverbands (DHV), sagt, das Papier gehe in die richtige Richtung. Hört, hört, das will was heißen.

Aber, in den Augen des DHV gibt es ein Aber. Genau gesagt sind es zwei: Das Eckpunktepapier zeige keinerlei Ambitionen, den Führerscheinentzug bei nüchternen Fahrern wegen winziger THC-Restmengen im Blut zu beenden. Das zweite Aber betrifft den Vorbehalt, dass die Ampelkoalition erst dann einen konkreten Gesetzentwurf vorlegen will, wenn es auf EU-Ebene keine rechtlichen Einwände gegen die Cannabis-Freigabe gibt.

Das klingt nicht so, als käme die Legalisierung bereits morgen. Aber angenommen, es wäre so – wo könnten erwachsene Konsumenten in Zukunft einkaufen gehen? Im Eckpunktepapier heißt es dazu: Der Vertrieb von Genusscannabis dürfe mit Alterskontrolle in lizenzierten Fachgeschäften und gegebenenfalls Apotheken erfolgen.

Genussmittel, kein Heilmittel

Ein Drittel aller Apotheken fänden das sinnvoll, wie eine im Auftrag des Spiegel 2021 durchgeführte bundesweite Umfrage gezeigt hat. Ein Drittel war dagegen, der Rest war unentschieden. Und wie ist es in Berlin, auch Kiffer-Hauptstadt genannt?

Die Präsidentin der Berliner Apothekerkammer, Kerstin Kemmritz, vermutete am Mittwoch gegenüber der taz, dass hiesige Apotheken „neben anderen qualifizierten Fachstellen“ durchaus offen für den Verkauf von Cannabis sind. Jede Apotheke könne das für sich entscheiden, schließlich handele es sich um ein Genuss- und kein Heilmittel.

Ralf Wittenbröke, Inhaber der Mozart-Apotheke in Kreuzberg, hat sich schon entschieden. Der Aufwand sei zu groß, zu viel Bürokratie, zu groß die Kontrollpflichten und der Beratungsbedarf. „Dazu habe ich keine Lust“, sagt er. In seinen Augen sind Menschen, die sich „Bronchien und Gehirn mit Cannabis verkleben“ wollten, beim Tabakhändler ohnehin besser aufgehoben.

Roland Schmidt, Inhaber der Friedrichstadt-Apotheke, kann sich das für sein Geschäft dagegen gut vorstellen. Gerade wegen des großen Beratungsbedarfs könne die Abgabe nur durch Apotheken erfolgen.

Der Hanfverband ist schon weiter: Am besten wären eigene Fachgeschäfte mit geschulten Verkäufern – gern mit eigenen Drogenerfahrungen.

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