Satelliten versus Kohlekraftwerke: Mit dem Dart das Überleben sichern

Wenn die Menschen es schaffen, einen Asteroiden aus der Bahn zu werfen – warum laufen dann noch Kohlekraftwerke?

Asteroid Dimorphos kurz vor dem Aufprall der Raumsonde „Dart“

Das von der NASA zur Verfügung gestellte Foto zeigt den Asteroiden Dimorphos kurz vor dem Aufprall der Raumsonde „Dart“ Foto: NASA/Johns Hopkins APL/dpa

Wer wie ich mit zweieinhalb „Star Wars“-Fans zusammenlebt, für den war Dienstagnacht um 1.14 Uhr auch nichts Besonderes. Wenn haarige Fellbündel wie Ewoks oder Chewbacca den Faschisten des Weltalls das Leben schwermachen können, wenn Raumschiffe im Hyperspace unterwegs sind und wenn Jedi-Ritter DIE MACHT nutzen, wenn sonst nichts mehr geht – dann wird ja wohl die Nasa auch in 11 Millionen Kilometer Entfernung einen Sternenklumpen von der Größe eines mittleren Wolkenkratzers treffen können.

Und genau das tat die kleine Kamikaze-Sonde Dart, um den Asteroiden Dimorphos aus der Bahn zu werfen. So soll das „Planetary Defense Coordination Office“ der Nasa im Ernstfall mal die Zerstörung der Erde abwenden können – wenn ein solch unkontrollierter dicker oder dünner Brocken unserem blauen Planeten zu nahe kommt.

Was aber schon erstaunlich ist, wenn man jahrelang diese Kolumne schreibt: Wie einfach sich offenbar die Welt retten lässt. Es braucht dafür nur einen Satelliten, halb so schwer wie ein Fiat 500 und auf 22.500 km/h beschleunigt, ein paar Nasa-Techniker und 300 Millionen Dollar, was etwa ein Prozent der Gasumlage ist. Und schon bleibt uns das Schicksal der Dinosaurier erspart, von einem Asteroiden-Einschlag ausgelöscht zu werden.

Das macht doch Hoffnung. Wenn wir irgendwo zwischen Jungfrau und Orion einen kleinen Steinhaufen bombardieren können, dann sollten wir es nicht schaffen, hier unten die verdammten Kohlekraftwerke abzuschalten? Alles über den Großen Wagen wissen, aber für die kleinen Wagen kein Tempolimit wagen? Mit extremer Sorgfalt Dart konstruieren, aber weiter gedankenlos Trillionen Tonnen von Plastikmüll zwischen Fischen, Skorpion und Wassermann entsorgen? Die Milchstraße erkunden, aber die Verschwendung von Lebensmitteln nicht in den Griff bekommen? Dart mit Solarsegeln ausstatten, aber global zu fast 90 Prozent immer noch fossil hinter dem Mond leben? Echt jetzt?

Ernsthafter Klimaschutz wird manchmal mit der Mondlandung verglichen. Wenn er doch so einfach wäre! Aber die Dinos waren hilflos gegen die Bedrohung ihrer Welt. Wir sind es nicht. Wir müssen nur aufhören, die Dino-Leichen in Form von Kohle, Gas und Öl zu unserem eigenen Asteroiden zu machen. Die Weltrettung kann auch ohne DIE MACHT gelingen. Wir müssen dafür nur das fossile System aus seiner Flugbahn kippen. Wie das? Einfach mal für ein Jahrzehnt die globale Klima- und Nachhaltigkeitspolitik der Nasa-Abteilung für Planetenverteidigung überlassen.

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Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

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