Bahnstrecke Hannover-Hamburg/Bremen: Pläne gegen den Bürgerwillen

Die Bahn plant trotz eines bereits gefassten Kompromisses den Neubau einer ICE-Trasse. Bürgerinis und Wirtschaftsminister Althusmann kritisieren das.

Zwei Menschen steigen in einen ICE ein.

Viele Fahrgäste: Die Bahnstrecken Hannover-Hamburg/Bremen sollen ausgebaut werden Foto: Michael Matthey/dpa

HAMBURG taz | Bei einem Treffen im Celler Kongresszentrum in der vergangenen Woche haben sich neue Konfliktlinien beim Bau der viel diskutierten ICE-Trasse in Niedersachsen gezeigt. Sowohl der niedersächsische Wirtschafts- und Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) als auch Bürgerinitiativen warfen der Bahn vor, den 2015 ausgehandelten Kompromiss zu torpedieren: Nach dem Widerstand gegen die sogenannte Y-Trasse – eine geplante Schnellverbindung zwischen Hannover, Bremen und Hamburg – hatten sich Bahn, Politik und Bürgerinitiativen in einem Dialogforum auf die sogenannte Alpha-E-Variante verständigt. Dabei sollen keine neuen Strecken entstehen, sondern bestehende minimal ausgebaut werden.

Gegen den Kompromiss hatten sich damals unter anderem der Verkehrsclub Deutschland und Pro Bahn ausgesprochen, weil er unzureichend sei, um die Verkehrsprobleme zu lösen. Die Bahn plante derweil trotz des Kompromisses intern einen Neubau. „Die gemeinsam 2015 im Dialogforum erarbeitete Lösung hat sich in der planerischen Betrachtung als nicht möglich erwiesen“, erklärte der Vertreter der Bahn, Frank Arne Limprecht in Celle.

Bei dem Treffen stellte die Bahn drei Varianten vor, die die Strecke zwischen Hannover und Hamburg/Bremen entlasten sollen – erklärte aber bei allen Modellen, dass sie nicht das für die Umsetzung erforderliche Kosten-Nutzen-Verhältnis erreichten.

Deshalb prüfe man andere Varianten, darunter die nun so umstrittene „bestandsferne“ Variante, die mitten durch die Gemeinde Seevetal führen würde, erklärte Limprecht – um hinzuzufügen, dass das eigentlich nur dazu diene, die angedachten Ausbaupläne zu stärken: „Wenn wir eine bestandsnahe Lösung finden, muss die natürlich im Zweifel auch bestehen können gegen andere Vorschläge“.

Der Zorn der Bürgerinitiativen

Deutlicher sagte es seine Kollegin Manuela Herbort: „Wir haben mehrere dreigleisige Varianten untersucht, wir haben zusätzlich die Vorschläge des externen Verkehrsberatungsbüros betrachtet, wir haben aber trotz all dieser Untersuchungen noch keine Variante gefunden, die verkehrlich engpassfrei und volkswirtschaftlich darstellbar ist.“

Das bewahrte die Bahn-Abordnung nicht vor dem Zorn der Bürgerinitiativen und von Minister Althusmann, der schon vor Beginn der Veranstaltung gezeigt hatte, auf welcher Seite er steht, als er bei einer Ansprache zu den Bürgerinitiativen vor Ort die gleiche gelbe Warnweste trug wie die Neubau-Gegner:innen. „Für Niedersachsen sind wir klar positioniert, dass wir den einstimmigen Beschluss des Landtages so und nicht in neuen Varianten umsetzen“, sagte Althusmann. Daran würden weder steigende Zugzahlen im oder Ansätze für den Deutschland-Takt etwas ändern.

Der Vertreter des Bundesverkehrsministeriums sagte, es gehe nun darum, die Lücke im Kosten-Nutzen-Verhältnis der Varianten ohne Neubau so auszugleichen, dass sie die Genehmigungshürde nehme. Die Bundespolitik soll im nächsten Jahr entscheiden.

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