Gewaltvorwürfe gegen Rockertrupp: Faeser verbietet United Tribuns

Die Innenministerin geht gegen den Rockertrupp United Tribuns vor. Die Gruppe soll schwere Gewalt- und Drogendelikte verübt haben.

Gewalt und Drogen: Funde einer Razzia gegen die United Tribuns aus dem Jahr 2015 Foto: Christoph Schmidt, dpa

BERLIN taz | Sie posierten in schwarzen Kutten, gaben sich tough. „Es ist nicht ratsam, jemanden dumm zu kommen, dessen größtes Glück es ist, im Kampf zu sterben“, tönten die United Tribuns auf ihren Social Kanälen. Nun ist damit vorerst Schluss: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verbot am frühen Mittwochmorgen den Rockertrupp mit seinen insgesamt 13 „Chaptern“.

Rockerkriminalität ist von großer Brutalität geprägt“, erklärte Faeser. Die United Tribuns hätten schwerste Straftaten begangen: versuchte Tötungsdelikte sowie Sexual-, Menschenhandels- und Drogendelikte. „Wir müssen als Rechtsstaat sehr deutlich zeigen, dass wir Gruppierungen, von denen so schwere Straftaten ausgehen, nicht dulden. Vereinsverbote sind ein scharfes Schwert, von dem wir in genau diesen Fällen Gebrauch machen.“

Am Mittwochmorgen überbrachten Polizeibeamte die Verbotsverfügung Mitgliedern der Tribuns in neun Bundesländern: Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen. Parallel liefen Durchsuchungsmaßnahmen.

Die United Tribuns wurden bereits 2004 von dem früheren Boxer Armin „Boki“ C. in Villigen-Schwenningen gegründet, der als Geflüchteter aus dem Bosnienkrieg nach Deutschland kam. Er arbeitete hier zunächst als Türsteher, eröffnete dann zwei Bordelle. Laut Innenministerium entwickelten sich die Tribuns „zu einer der mächtigsten und mitgliederstärksten Gruppierungen“ in der deutschen Rockerszene.

Zuletzt wegen Drogengeschäften verurteilt

Das Ministerium rechnete der Gruppe zuletzt knapp 100 Mitglieder in Deutschland zu. Immer wieder hätten diese sich Auseinandersetzungen mit anderen Rockergruppen wie den Hells Angels geliefert, bei denen es zu Gewalttaten kam. Diese Taten seien auch gefördert und belohnt worden, etwa durch die Ausgabe von „Patches“, also Aufnähern, an entsprechend tätige Mitglieder.

Zuletzt waren mehrere Anhänger der Tribuns zudem wegen Drogengeschäften verurteilt worden. Das Landgericht Nürnberg-Fürth verhängte langjährige Haftstrafen gegen drei Mitglieder, weil sie Crystal Meth im Wert von über einer Million Euro verkauft haben sollen. Fünf andere Anhänger wurden auf Mallorca wegen Handels mit Marihuana und chemischen Drogen zu Haftstrafen von bis 15 Jahren und Geldbußen von 170.000 Euro verurteilt.

In der Verbotsverfügung des Innenministeriums heißt es, von der Gruppe gehe „eine schwerwiegende Gefährdung für individuelle Rechtsgüter und die Allgemeinheit“ aus. Die Aktivitäten der Tribuns im Kampfsport und Fitness seien nur vordergründig, tatsächlich suche die Gruppe stetig „einen Machtzuwachs innerhalb des Rockermilieus“.

Bereits Faesers Vorgänger Horst Seehofer (CSU) war gegen Rockergruppen vorgegangen. Er hatte im Juli 2021 den Bandidos-Ableger „Federation West Central“ verboten, inklusive seiner 38 „Chapter“. Der hatte sich zuvor schon formal aufgelöst und soll 650 Mitglieder gezählt haben. Auch der Gruppe wurden schwere Gewalttaten vorgeworfen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.