+++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Russland räumt ukrainischen Erfolg ein

Ein Vertreter Russlands in Charkiw räumt einen militärischen Erfolg der Ukraine in Charkiw ein. Die Ukraine meldet die Festnahme eines Kollaborateurs.

Rettungskräfte arbeiten an einem zerstörten Gebäude, dass durch einen Raketenangriff des russischen Militärs schwer beschädigt wurde

Rettungskräfte arbeiten an einem durch russische Raketen zerstörten Gebäude in Charkiw Foto: Andrii Marienko/dpa

Vertreter Russlands in Charkiw räumt Erfolg der Ukraine ein

Der Leiter der russischen Militärverwaltung in den besetzten Gebieten der ostukrainischen Region Charkiw, Witali Gantschew, räumt einen Erfolg der ukrainischen Truppen ein. „Allein die Tatsache, dass unsere Verteidigung durchbrochen wird, ist bereits ein bedeutender Sieg für die ukrainischen Streitkräfte“, sagt er dem russischen Staatsfernsehen. Gebiete östlich der gleichnamigen Stadt sind unter russischer Kontrolle, gleichwohl ist es Russland bislang nicht gelungen, die zweitgrößte Stadt der Ukraine einzunehmen. (rtr)

Blinken: Ukraine muss in bestmöglicher Lage sein

Die USA wollen die Ukraine inmitten ihrer laufenden Gegenoffensive gegen Russland in eine starke diplomatische Verhandlungsposition bringen. „Wir sehen in diesem Moment keine Anzeichen von Russland, dass es bereit ist, eine solche Diplomatie ernsthaft zu betreiben. Aber wenn dieser Zeitpunkt kommt, muss die Ukraine in der bestmöglichen Position sein“, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Freitag in Brüssel nach einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

Blinken lobte die ukrainische Offensive und Geländegewinne im Süden und Osten des Landes: „Sie steht noch am Anfang, macht aber nachweislich echte Fortschritte“. Es sei aber noch zu früh zu sagen, wie sich die Lage entwickeln werde. Blinken betonte jedoch, dass er große Unterschiede in der Moral der Soldaten aus der Ukraine und Russland sehe. Während die Ukrainer für ihre Freiheit kämpften, hätten viele russische Streitkräfte „keine Idee“, warum sie in der Ukraine seien. (dpa)

Stadtzentrum von Charkiw von russischen Raketen getroffen

Das Stadtzentrum von Charkiw ist am Freitag von russischen Raketen getroffen worden. Zehn Menschen seien verletzt worden, darunter drei Kinder, schreibt der Gouverneur der gleichnamigen Region, Oleh Synehubow, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram.

Raketen seien in einer Schule und einem Kunstzentrum für Kinder eingeschlagen, teilt Ihor Terechow, der Bürgermeister der zweitgrößten ukrainischen Stadt, ebenfalls auf Telegram mit. Auch Wohnhäuser seien getroffen worden. (rtr)

Ukraine meldet Festnahme eines Kollaborateurs

Ein führender Mitarbeiter des ukrainischen Präsidentenbüros berichtet von der Festnahme eines Dorfvorstehers wegen Kollaboration mit den russischen Truppen. Es handele sich um den Vorsteher von Iwaniwka, eines in der Region Charkiw gelegenen und von russischer Besatzung befreiten Dorfes, schreibt der stellvertretende Leiter des Präsidentenbüros, Kyrylo Timoschenko, auf Telegram.

Er veröffentlicht ein Foto, das einen ukrainischen Soldaten zusammen mit einem gefesselten Mann in Zivilkleidung und mit verbundenen Augen zeigt. Dessen Gesicht ist nicht deutlich zu erkennen. Es sei „der Leiter der verräterischen Dorfverwaltung von Iwaniwka“, schreibt Timoschenko. (rtr)

Polnischer Ministerpräsident Morawiecki reist nach Kiew

Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki ist überraschend nach Kiew gereist. Dort werde er mit der ukrainischen Seite über die geopolitische Lage, die militärische Entwicklung und die Energiesicherheit beraten, sagte sein Regierungssprecher Piotr Müller am Freitag im Fernsehsender Polsat. Zudem nehme er an einer Konferenz teil. Für den Politiker der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) ist es der dritte Besuch in der Hauptstadt des Nachbarlandes seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

Aus Sicherheitsgründen wurde erst mit Verspätung über den Besuch informiert. Die Reise werde keine weitreichenden Veränderungen bringen können, sei aber als ein politisches Signal an den Kreml zu verstehen, betonte Müller. „Die Verteidigung der Ukraine ist auch die Verteidigung unserer Sicherheit“, sagte der Regierungssprecher. Zugleich räumte er ein, dass die Lage an der ukrainischen Ostfront weiter schwierig sei. Neben Morawiecki brach am Freitag auch der polnische Ex-Präsident Aleksander Kwasniewski nach Kiew auf. (dpa)

Krankenhaus bei russischem Angriff getroffen

Bei einem russischen Luftangriff ist nach ukrainischen Angaben ein Krankenhaus in der nordöstlichen Region Sumy getroffen worden. Das Gebäude sei am Morgen zerstört und mehrere Menschen seien verletzt worden, teilt der Gouverneur der Region, Dmytro Schwyzkji, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.

Das Krankenhaus befinde sich im Bezirk Welyka Pysariwka, der an Russland grenze. Der Luftangriff sei über die Staatsgrenze hinweg gestartet worden. Die russische Regierung bestreitet immer wieder, dass zivile Ziele anvisiert würden. (rtr)

Russland verwehrt Zugang zu Kriegsgefangenen

Russland verwehrt nach Angaben den Vereinten Nationen (UN) den Zugang zu ukrainischen Kriegsgefangenen. Zudem gebe es Belege für Folter, sagt Matilda Bogner, die Leiterin des UN-Einsatzes zur Beobachtung der Menschenrechtslage in der Ukraine. „Die Russische Föderation hat keinen Zugang zu Kriegsgefangenen gewährt, die auf ihrem Territorium oder in Gebieten unter ihrer Besatzung festgehalten werden“, erläutert Bogner vor der Presse in Genf.

„Dies ist umso besorgniserregender, als wir dokumentiert haben, dass Kriegsgefangene im Machtbereich der Russischen Föderation, die von den Streitkräften der Russischen Föderation oder von ihr nahestehenden bewaffneten Gruppen festgehalten werden, gefoltert und misshandelt wurden.“ Russland bestreitet Folter oder andere Misshandlungen von Kriegsgefangenen. (rtr)

Habeck nennt Bedingung für Preisobergrenze

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will einen Vorstoß der EU-Kommission zur Beschränkung der russischen Einnahmen aus Gasgeschäften unterstützen – allerdings nur, wenn auch Staaten wie Ungarn zustimmen. Wenn Länder, die derzeit noch Gas aus Russland bekämen, bereit seien, das Risiko eines vollständigen Lieferstopps durch Russland zu tragen, sei er gerne dabei, das zu machen, sagte der Grünen-Politiker am Freitag am Rande eines EU-Treffens in Brüssel.

Wenn Länder dies nicht wollen, sollte das aber respektiert werden. „Wie vermessen wäre es, wenn man sagt: Deutschland bittet immer um Nachsicht, aber die anderen Länder kriegen keine?“, sagte er. Deutschland kommt nach Angaben von Habeck mittlerweile ohne russisches Gas klar. Dies sei „gigantisch“.

Robert Habeck gestikuliert vor einem blauen Hintergrund

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck schaut bezüglich einer Gas-Preisobergrenze nach Ungarn Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Die EU-Kommission hatte zu dem Treffen der für Energie zuständigen Minister die Einführung einer Preisobergrenze für Gas aus Russland vorgeschlagen, um die finanziellen Ressourcen des Landes für den Krieg gegen die Ukraine einzuschränken. Dies würde bedeuten, dass in Russland kein Gas mehr eingekauft werden dürfte, das ein bestimmtes Preislimit überschreitet.

Russlands Präsident Wladimir Putin sagte diese Woche zu den Überlegungen in der EU: „Wenn irgendwelche politische Entscheidungen getroffen werden, die den Verträgen widersprechen, werden wir sie einfach nicht erfüllen.“ Er fügte hinzu: „Wir werden überhaupt nichts liefern, wenn das unseren Interessen widerspricht (…). Weder Gas, noch Öl, noch Kohle werden wir liefern.“ (dpa)

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