Aktuelle Lage in der Ukraine: Gegenoffensive und offene Fragen

Das ukrainische Militär vermeldet Erfolge im Süden des Landes. Die Ukraine und Russland kritisieren den Saporischschja-Bericht der IAEA.

Ein Fahrzeug vor Rauch am Horizont.

Russische Angriffe in der Donezk-Region der Ukraine am 7. September Foto: Ammar Awad/reuters

KIEW taz | Die ukrainischen Streitkräfte gehen im Süden des Landes zu einer erfolgreichen Gegenoffensive über, berichten ukrainische Armeequellen. Mehrere Siedlungen seien laut der Armeesprecherin Natalija Humenjuk inzwischen wieder befreit. Dort fänden derzeit „Säuberungen von den Okkupanten“ statt. Es werde jedoch noch eine gewisse Zeit dauern, bis diese Gebiete wieder der ukrainischen Jurisdiktion unterstehen. Hierzu, so die Sprecherin, werde es bald detaillierte offizielle Angaben geben. Inoffizielle Quellen auf russischer und ukrainischer Seite sprechen unterdessen von einem ukrainischen Gegenangriff in der Nähe der Stadt Balaklija in der Region Charkiw.

Allen Erfolgsmeldungen zum Trotz nehmen die Angriffe auf die Ukraine kein Ende. Nach einem Beschuss von Slowjansk wird noch immer nach Überlebenden in den Trümmern gesucht. Auch Charkiw war wieder aus der Luft angegriffen worden, was zu mehreren Bränden führte. Gebrannt hatte es auch in Krywyj Rih, nachdem dort am Mittwochvormittag ein Öldepot in Flammen geraten war. In der Region Donezk hat die Ukraine nach eigenen Angaben mehrere Angriffe abgewehrt. 15 Orte waren in verschiedenen Orten der Ostukraine aus der Luft angegriffen worden.

Weitgehend enttäuscht ist man in der Ukraine über die Mission der IAEA im AKW Saporischschja Anfang September und den am Dienstag veröffentlichten Bericht. Während sich das offizielle Kiew um einen sachlichen und diplomatischen Ton bemüht, ist man im Netz weniger zurückhaltend. Die Ukraine könne sicherlich den Vorschlag des IAEA-Generaldirektors Grossi unterstützen, eine Schutzzone im AKW einzurichten, erklärte Präsident Selenski. Dann müsse die IAEA aber auch genau sagen, was sie unter einer Schutzzone verstehe. Für ihn könne diese nur eingerichtet werden, wenn die Russen das AKW verlassen.

Laut Selenski bräuchten Organisationen wie die IAEA ein viel breiteres Mandat. Man werde die Empfehlungen der IAEA abarbeiten, erklärte der Chef von Energoatom Petro Kotin gegenüber dem Sender Persche. Aber letztendlich sei die Ursache der gefährlichen Situation die Präsenz von russischen Militärs und Vertretern des russischen Atomkonzerns Rosatom auf dem Gelände. Kotin forderte eine internationale Friedenstruppe, die einen Abzug der Russen aus dem AKW kontrolliere.

Auch Russland kritisierte die IAEA: So warf Putin der Organisation vor, dass diese in ihrem Bericht nicht die Ukraine für den Beschuss auf das AKW verantwortlich mache. Dieses wurde in den letzten Wochen immer wieder beschossen. Russland und die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig.

Kriegsverbrechen ignoriert

Der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinetz kritisiert in einem Facebook-Post, dass der Bericht die Kriegsverbrechen des russischen Militärs, wie außergerichtliche Hinrichtungen und Folterungen von AKW-Mitarbeitern, verschweige.

Und für die Ex-Abgeordnete Victoria Voytsitska ist wieder einmal deutlich geworden, dass die IAEA kein Rückgrat habe. Auch in Deutschland arbeitet man mit Rosatom zusammen. So haben am Mittwoch deutsche, russische und niederländische Umweltorganisationen öffentlich gemacht, dass ein russischer Uran­transport nach dem 11. September die Stadt Lingen im Emsland erreichen soll. „In Russland angereichertes Uran wird nach Deutschland gebracht und spült Putins Staatskonzern Rosatom weiter Geld in die Kriegskasse“ kommentiert Alexander Vent vom Bündnis Atomkraftgegner_innen im Emsland.

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