Einführung der Gasumlage: Viel Lärm um das kleinere Problem

Die Gasumlage mit 2,4 Cent ist nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommt. Sobald Preisgarantien auslaufen, steigt der Preis um ein Vielfaches.

Ein Gaszähler zeigt den Verbrauch an

Weniger verbrauchen und trotzdem mehr zahlen müssen, steht uns ins Haus Foto: Christoph Hardt/imago

Jetzt steht die lange erwartete Zahl fest: 2,4 Cent Gasumlage fallen ab Oktober pro Kilowattstunde Erdgas an. Wer mit Gas heizt, zahlt allein dadurch je nach Größe und Dämmung der Wohnung 15 bis 50 Euro mehr pro Monat. Die tatsächliche Zusatzbelastung für alle Gasnutzer macht jedoch ein Vielfaches dieser Summe aus. Denn sobald bestehende Preis­garantien auslaufen – was, wenn es nicht schon passiert ist, bei den Verbrauchern spätestens in wenigen Monaten der Fall ist –, dürfte der Gaspreis um rund 25 Cent pro Kilowattstunde steigen.

Die Aufregung über die neue Umlage ist darum einerseits etwas irre, denn das Hauptproblem für die Gaskunden ist ein ganz anderes. Doch gerade deshalb ist es andererseits auch ein Fehler, dass die Gasumlage in dieser Form eingeführt wird. Es ist zwar durchaus nachvollziehbar, Gasimporteure zu retten, die aufgrund der Mehrkosten durch den Ersatz russischer Gaslieferungen existenziell bedroht sind – denn wenn sie pleitegehen würden, wären die Probleme noch weitaus größer.

Doch ist es wenig sinnvoll, dass auch diese Rettung allein von den Gaskunden bezahlt werden muss. Von denen werden viele durch die ohnehin fälligen Preisanstiege in massive finanzielle Schwierigkeiten geraten. Und durch die Umlage dürfte bei vielen der falsche Eindruck entstehen, dass daran vor allem die Politik schuld ist. Gleichzeitig werden Menschen, die ohne Gas heizen, weitaus geringere Kostensteigerungen tragen müssen.

Eine Umlage unabhängig von der Heizungsart oder eine Rettung der Importeure mit Steuermitteln wäre darum die deutlich bessere Lösung gewesen. Diese scheitert nicht nur daran, dass die FDP jede Steuererhöhung entschieden ablehnt. Sondern auch daran, dass das Wirtschaftsministerium die hohen Gaspreise nicht subven­tionieren will, weil das den Anreiz dämpfen würde, beim Heizen Gas zu sparen.

Tatsächlich scheint vielen Eigenheimbesitzern der Gaspreis immer noch ziemlich egal zu sein. Zwar hat die Nachfrage nach elektrischen Wärmepumpen zuletzt stark zugenommen. Doch im ersten Halbjahr 2022 machten Gasheizungen noch immer den Großteil aller neu eingebauten Heizungen aus. Das ist völliger Irrsinn.

Doch wer sich von einer marktbedingten Verfünffachung der Gaspreise nicht davon abhalten lässt, weiter auf Gas zu setzen, bei dem nützt es vermutlich auch wenig, wenn daraus inklusive Umlage eine Verfünfeinhalbfachung wird. Helfen würde hier ein Verbot neuer Gasheizungen. Doch anstatt ein solches Verbot früher als 2024 einzuführen, will es die Bundesregierung sogar wieder aufweichen – und setzt damit ein völlig falsches Signal.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.