Umstrittene Autobahn 20: Küstenautobahn wird deutlich teurer

Weil weite Teile der geplanten Autobahn 20 durchs Moor führen, geht der Bund von einer massiven Kostensteigerung aus. Die Linke kritisiert das.

Aktivisten stehen auf einer grünen Wiese

Protest auf nassem Grund: Ge­g­ne­r:in­nen der A20 in Niedersachsen Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa

HAMBURG taz | Um den geplanten Bau der Küstenautobahn A20 kehrt keine Ruhe ein. Schon in der vergangenen Woche hatte das Bundesverwaltungsgericht zumindest in kleinen Teilen die Planungen beanstandet.

Jetzt zeigen die Antworten des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage des linken Bundestagsabgeordneten ­Victor Perli: Die Autobahn wird deutlich teurer als geplant, da sie in Niedersachsen und Schleswig-Holstein über weite Teile durchs Moor führt. „Eine Autobahn, die fast zur Hälfte auf schwierigem Baugrund verläuft und dort überall aufwendige Spezialverfahren erfordert, ist ein unkalkulierbares Risiko“, sagt Perli.

Er hatte das Verkehrsministerium um Auskunft über den gegenwärtigen Planungsstand zur Verkehrsverbindung gebeten, die Polen über Norddeutschland mit den Niederlanden verbinden soll. So schätzt das Ministerium die Baukosten auf mittlerweile 5,9 Milliarden Euro. Bislang lag die prognostizierte Summe bei 4,3 Milliarden Euro.

Grund für die hohen Kosten sind die Flächen, auf denen die Autobahn gebaut werden soll: Sowohl in Niedersachsen als auch in Schleswig-Holstein soll die A 20 zur Hälfte durch Marsch- und Moorgebiete führen. Der Umweltverband BUND befürchtet daher massive Klimaschäden durch die Zerstörung der Moore. Diese binden schließlich hohe Mengen an Kohlenstoffdioxid, das dann emittiert würde. Der Bau der A20 würde daher die Klimakrise „massiv verstärken“.

Ein Teil der Autobahn war abgesackt

Vor dem Bundesverwaltungsgericht hatte der BUND jedoch keinen Erfolg mit der Argumentation, dass das Bundesklimaschutzgesetz einen solchen Bau verbiete. Allerdings muss die zuständige Planfeststellungsbehörde Teile des Bauplans jetzt nachbessern.

Ein weiteres Problem ist, dass der Streckenverlauf durchs Moor baulich äußerst anspruchsvoll ist. 48 Prozent der Strecke befinde sich laut Ministerium auf „schwierigem Baugrund“. Deshalb müssten „Überschüttverfahren, aufgeständerte Gründungspolster oder Tiefgründung von Bauwerken zum Einsatz kommen“.

Dass der Bau durch solches Terrain schwierig ist, zeigt der bereits fertiggestellte A20-Abschnitt in Mecklenburg-Vorpommern. Dort war 2017 ein Teil der Autobahn abgesackt. Ursache war der Bruch mehrerer Säulenreihen unter der Fahrbahn, wie das Ministerium im Mai dieses Jahres nach einer Untersuchung bekannt gab. Die Säulen mussten verbaut werden, da der Abschnitt durch ein Moor führt.

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