+++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Rückzug aus Sjewjerodonezk

Die umkämpfte Stadt im Osten ist zum größten Teil von russischen Truppen besetzt. Die Ukraine und Moldau sind offiziell EU-Beitrittskandidaten.

Ein Soldat schaut aus einem Fenster eines verwüsteten Hauses

Zerstörung nach schweren Kämpfen: Sjewjerodonezk am 8. Juni Foto: Oleksandr Ratushniak/ap/dpa

Kiew ordnet Rückzug an

Vier Monate nach Kriegsbeginn hat die Ukraine den Rückzug ihrer Truppen aus der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk im Osten des Landes angeordnet. Das sagte der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, am Freitag im Fernsehen. Die Stadt sei zum größten Teil von den russischen Streitkräften besetzt. „Es ist sinnlos, in Stellungen zu bleiben, die über viele Monate hinweg zertrümmert wurden, nur um dort zu bleiben“, fügt er hinzu. Sjewjerodonezk zählte bislang zu den letzten Teilen von Luhansk, die noch nicht von russischen und prorussischen Kämpfern erobert waren. (dpa/rtr)

Selenski begrüßt EU-Entscheidung

Die Ukraine und Moldau sind offiziell EU-Beitrittkandidaten. Der EU-Gipfel entschied am Donnerstag in Brüssel, dass beide osteuropäischen Länder damit die erste Stufe des EU-Beitrittprozesses erklimmen. EU-Ratspräsident Charles Michel, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprachen danach übereinstimmend von einer „historischen Entscheidung“.

Auch Georgien soll einen Kandidatenstatus erhalten, wenn es bestimmte Voraussetzungen erfüllt. „Es gibt kein besseres Signal der Hoffnung für die Bevölkerungen in der Ukraine, Moldau und Georgien in diesen schwierigen Zeiten“, sagte von der Leyen mit Blick auf den russischen Angriff auf die Ukraine.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski begrüßte die Entscheidung der EU umgehend. Es handele sich um einen einzigartigen und historischen Moment in den bilateralen Beziehungen. „Die Zukunft der Ukraine ist in der EU“, twitterte Selenskyi. Er wurde am Abend zu den Beratungen der 27 EU-Staats- und Regierungschefs per Video zugeschaltet.

In Brüssel hieß es, dass ohne den russischen Angriff auf das Land am 24. Februar in solcher Schritt undenkbar gewesen wäre. Auch Kanzler Olaf Scholz hatte von einem nötigen Signal der Solidarität gesprochen. „Auf gute Zusammenarbeit in der europäischen Familie“, twitterte er am Abend.

Der Kandidatenstatus sagt nichts über die Länge der Beitrittsverhandlungen und deren Ende aus. Für jeden Schritt wie etwa die Aufnahme von Verhandlungen oder die Öffnungen von Beitritts-Kapiteln und dann den Beitritt bedarf es erneut einstimmiger Entscheidungen der EU-Mitglieder. (reuters)

Russische Truppen vor Lyssytschansk

Im Osten der Ukraine drangen russische Truppen nach ukrainischen Angaben bis an den Stadtrand der Großstadt Lyssytschansk vor. „Unsere Kämpfer haben den Vorstoß in Richtung der südlichen Ränder von Lyssytschansk aufgehalten, dem Feind Verluste zugefügt und ihn zum Rückzug gezwungen“, hieß es am Donnerstagabend im Lagebericht des Generalstabs in Kiew. Die russische Armee ziehe nun Reserven heran.

Lyssytschansk ist die letzte größere Stadt im Gebiet Luhansk, die völlig unter ukrainischer Kontrolle steht. Die Zwillingsstadt Sjewjerodonezk auf der anderen Seite des Flusses Siwerskyj Donez ist größtenteils von russischen Truppen erobert.

Am Donnerstagmorgen wurde bekannt, dass südlich von Lyssytschansk eine ukrainische Gruppierung in den Ortschaften Solote und Hirske eingekesselt ist. Am Abend teilte das ukrainische Militär mit, dass die russischen Truppen Hirske inzwischen teilweise erobert hätten. Dem Bericht zufolge konnten sie den Kessel komplett schließen. (dpa)

Mehr Waffen aus den USA

Die USA kündigten weitere Waffenlieferungen an die Ukraine im Umfang von 450 Millionen Dollar (etwa 428 Millionen Euro) an. Dazu gehörten auch Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesysteme und Patrouillenboote, sagte ein hochrangiger Vertreter des Weißen Hauses, John Kirby. Die USA haben dem von Russland angegriffenen Land in den bisherigen vier Kriegsmonaten nach eigenen Angaben Waffen und Ausrüstung im Wert von rund 6,1 Milliarden Dollar zugesagt oder bereits geliefert. Die Regierung in Kiew bittet um mehr moderne Waffen, um die militärische Überlegenheit russischer Truppen einzudämmen. (dpa)

Nike kündigt Rückzug aus Russland an

Der weltgrößte Sportartikelkonzern Nike will sich angesichts des andauernden Krieges gegen die Ukraine komplett aus Russland zurückziehen. „Nike hat die Entscheidung getroffen, den russischen Markt zu verlassen“, teilte das US-Unternehmen mit. Priorität habe nun, die Beschäftigten vor Ort zu unterstützen, während der Betrieb in den kommenden Monaten heruntergefahren werde. Der Adidas-Konkurrent hatte seine Geschäfte in Russland – wie viele andere westliche Unternehmen – bereits nach dem Einmarsch in die Ukraine deutlich eingeschränkt. Inzwischen wollen immer mehr Firmen Russland ganz den Rücken kehren. (dpa)

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