LGBTI-Fest in Madrid: Bürgermeister bremst Pride

Madrids Bürgermeister legt den Pride-Veranstaltern Steine in den Weg. Ein Konzert auf dem zentralen Platz wurde kurzfristig abgesagt.

Ein Hund auf einer Regenbogenfahne

Teilnehmer der Pride in Madrid am 3. Juli Foto: Alejandro Martínez Vélez/dpa

MADRID taz | Madrid feiert seit Mittwoch das größte Fest der Stadt: den Orgullo oder auch LGBTI-Pride. Dieses Jahr beginnt die Festwoche gleich mit Ärgernissen. Denn Bürgermeister José Luis Martínez Almeida legt den Organisatoren von Mado, einem Zusammenschluss aus Schwulen-, Lesben- und Transorganisationen sowie den Gas­tro­no­mie- und Kulturverbänden der beteiligten Stadtteile, Steine in den Weg, wo es nur geht.

Die Auflagen Almeidas von der Partido Popular, der in Koalition mit den Rechtsliberalen von Ciudadanos und der Unterstützung der rechtsextremen VOX regiert, würden „die Wegbarkeit der Feiern beeinträchtigen“, beschwert sich Mado wenige Stunden vor Festbeginn. „Aus Gründen, die nicht in der Verantwortung der Veranstalter liegen“, musste am ersten Tag gar ein Konzert auf der zentralen Plaza del Rey (Platz des Königs) – oder Plaza de las Reinas (Platz der Königinnen), wie er das Fest über heißt – abgesagt werden.

„Dies ist nur ein weiteres Beispiel für den Ernst der Lage“, beschwerte sich die Elektropop-Sängerin Belenciana, die von der Stornierung betroffen ist. „Sie versuchen den normalen Ablauf des beliebtesten Fests in Madrid nach und nach einzuschränken.“

Almeida weiß, was seine rechtsradikalen Unterstützer wünschen. Seit er 2019 die Stadtverwaltung übernahm, hängt während der Orgullo-Tage keine Regenbogenfahne mehr am Rathaus. Für VOX ist diese „das Symbol einer Lobby“.

Almeidas Politik gegen alles Diverse

Und Almeida schiebt immer wieder verwaltungstechnische Gründe vor. So sei das Konzert aus Sicherheitsgründen nicht genehmigt worden, weil sich in der Nähe eine Baustelle befinde. Die Konzerte auf einem weiteren Platz im LGBTI-Viertel Chueca und auf der riesigen Plaza de España dürfen abgehalten werden, allerdings unter starken Auflagen.

Um 2 Uhr 30 muss Schluss sein, sonst droht eine Strafe und der Entzug aller städtischen Zuschüsse. Dies wird mit dem „Schlaf der Anwohner“ begründet – obwohl der Platz vor allem von Bürogebäuden und Hotels voller Orgullo-Gäste umgeben ist.

In den vergangenen Jahren war die Lärmverordnung ausgesetzt worden – „aus sozialen, wirtschaftlichen Gründen“ und weil das Fest dem Ansehen der Stadt diene. Denn der Orgullo ist nicht irgendein Großereignis: Um die 2 Millionen Besucher strömen aus Spanien und aller Welt in dieser Woche nach Madrid – für viele die LGBTI-Hauptstadt in Europa. Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Einzelhandel verbuchen 400 Million Euro Umsatz.

Almeidas Politik gegen alles Diverse trifft auch andere. Seit 18 Jahren feiern Muslime aus Bangladesch das Opferfest Aid ul-Adha mit einem öffentlichen Gebet auf einem Sportplatz im Viertel Lavapiés. Dieses Jahr erhielten sie keine Genehmigung.

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