Abkehr von repressiver Drogenpolitik: Thailand sagt Ja zu Gras

Der Gebrauch von Cannabis wird liberalisiert, aber öffentliches Kiffen bleibt verboten. Die Regierung erhofft sich eine Ankurbelung der Wirtschaft.

Cannabis Anbau in Chonburi: Der Anbau und Besitz von Marihuana ist nun entkriminalisiert worden Foto: Sakchai Lalit/ap

BERLIN taz | Thailand hat am Donnerstag als erstes Land in Asien den Besitz, Anbau und registrierten Handel von Cannabis und Hanf für private und kommerzielle Zwecke freigegeben. Erlaubt wird auch der Cannabiskonsum, allerdings nicht als Freizeitdroge, sondern als Zutat in Speisen und Getränken sowie für medizinische Anwendungen und Wellnessprodukte. Dabei darf der Gehalt des berauschenden Tetrahydrocannabinol (THC) im Cannabis offiziell nur den geringen Wert von 0,2 Prozent betragen.

Wie die neuen Regelungen überwacht werden sollen und in der Praxis etwa zwischen Freizeitkonsum und medizinischer Nutzung unterschieden wird, ist noch nicht ganz klar. Erst kürzlich war eine 56-Jährige noch wegen des Besitzes einer Cannabispflanze festgenommen worden. Sie wurde inzwischen wieder freigelassen, nachdem die Polizei eine Überreaktion eingestanden hatte.

„Wir haben weiterhin gesetzliche Regelungen zur Kontrolle des Rauchens oder Gebrauchs von Cannabisprodukten in nichtproduktiver Weise“, erklärte Anutin Charnvirakul gegenüber dem Sender CNN. Der Gesundheitsminister und Vize-Ministerpräsident ist ein reicher Unternehmer und in der autoritären Regierung ehemaliger Militärs treibende Kraft der Reform.

Er geht von einem Geschäft im Umfang von umgerechnet mehreren hundert Millionen Dollar im Jahr aus und hatte die Liberalisierung schon im Wahlkampf 2019 versprochen.

Regierung will Cannabis-Pflanzen verteilen

Öffentliches Kiffen bleibt weiter mit bis zu drei Monaten Haft strafbar. Manche Befürworter der Liberalisierung gehen aber davon aus, dass es in einigen Jahren weitere Liberalisierungen geben wird. So gibt es schon Vorschläge, in einigen Regionen das öffentliche Kiffen testweise zu erlauben, etwa auf der Urlaubsinsel Koh Samui.

Schon jetzt will die Regierung eine Million Cannabispflanzen und Samen verteilen und bietet Cannabisbauern sogar Kredite an. Bereits am Donnerstagmorgen registrierten sich laut Bangkok Post mehr als 100.000 Personen über die Webseite und App der Lebensmittel- und Drogenbehörde für den Anbau von Cannabis und Hanf.

Die Regierung verspricht sich von der Abkehr von ihrer einst repressiven Drogenpolitik eine Ankurbelung von Wirtschaft und Tourismus, die beide noch unter den Folgen der Coronapandemie leiden. Im Jahr 2018 war bereits die Nutzung von Cannabis für medizinische Zwecke erlaubt worden.

Mit der Legalisierung wurden am Donnerstag auch die Haftstrafen für viele Drogenkonsumenten hinfällig, sofern sie nicht noch andere Vergehen begangen hatten. Laut Bangkok Post sollten noch am Donnerstag 3.017 Häftlinge freikommen, in weiteren mehr als tausend Fällen laufe die Überprüfung.

Thailand geht in Südostasien bei Legalisierung voran

Cannabis hat in Thailand eine lange Tradition und war erst 1934 verboten worden. Das Land liegt am Goldenen Dreieck mit Laos und Myanmar, dem Hauptanbaugebiet für Schlafmohn in Südostasien, dem Grundstoff für Heroin. Doch inzwischen sind synthetische Drogen in der Region das größere Problem.

Die südlichen Nachbarn Malaysia und Singapur gehen weiterhin extrem hart gegen den Handel mit Drogen vor. So kann auch für den Handel mit weichen Drogen in Singapur die Todesstrafe verhängt werden.

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