Konzertempfehlungen für Berlin: Dada und chromatische Felder

Performance mit Gebrumm, Improvisation mit neuem Ansatz und ein Klassiker des 20. Jahrhunderts stehen diese Woche auf dem Programm.

Foto der Band SDLW : Tamara Stefanovich, Christopher Dell, Christian Lillinger und Jonas Westergaard in schwarzer Kleidung in einem schwarzen Raum

SDLW nennt sich die Zusammenarbeit von Stefanovich, Dell, Lillinger und Westergaard Foto: Nino

Am Anfang wird es dann vermutlich laut. Wenn am Freitag die Reihe Kookoo ins OHM lädt, gibt es neben Musik auch Fluxus- und Dada-inspirierte Performance zu bewundern. Als Live-Gast gibt Tommi Tokyo alias Tot Onyx vom gefürchteten japanischen Industrial-Duo Group A ihr erstes Solokonzert. Zimperlich dürfte sie dabei kaum vorgehen.

Ungemütliches verspricht auch der zweite Live-Gast Ghengis alias Gorgonn, der in seiner Musik brummende Drones mit Dub-Anleihen zum Hallen bringt. Ein schmutziger Groove, der womöglich gar auf die DJ-Sets der Gastgeber Mieko Suzuki und ARA vorbereiten könnte. Es ist ja schließlich eine Party-Reihe, wenn auch eine der etwas anderen Art (Köpenicker Straße 70, 3. 6., 22 Uhr).

Zu Pfingsten, genauer Pfingstmontag (6. 6.), stellt die Musikbrauerei ein besonderes Projekt vor: SDLW, kurz für Stefanovich, Dell, Lillinger, Westergaard, nennt sich die Zusammenarbeit der Pianistin Tamara Stefanovich und des Trios des Vibraphonisten Christopher Dell, des Schlagzeugers Christian Lillinger und des Bassisten Jonas Westergaard.

Stefanovich, die sonst mit Musik nach Noten in Erscheinung tritt, hat mit ihren improvisationskundigen Kollegen einen Echtzeitskompositionsansatz entwickelt, bei dem sie erste Motive vorgibt, auf die die anderen Musiker reagieren, worauf anschließend Stefanovich wieder reagiert. Man darf einen im besten Sinn konzentrierten Abend erwarten (Greifswalder Straße 23a, 18 Uhr, Tickets gibt es hier).

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Ausgiebig Erfahrung mit Improvisation unterschiedlichster Art und in unterschiedlichsten Formaten hat wiederum die Pianistin Satoko Fujii. Mit der Vibraphonistin Taiko Saito hat sie etwa unter dem Namen Futari freie Formen des Dialogs erkundet. Dieses Gespräch erweitern die beiden jetzt um die Schlagzeugerin Yuko Oshima zum Trio SAN.

Ihr Konzert am Mittwoch im Kesselhaus in der Kulturbrauerei im Programm von Jazzdor wird der dritte Auftritt dieser Konstellation überhaupt sein, fast eine Premiere mithin (Knaackstr. 97, 8. 6., 20 Uhr, Tickets kosten 20 €).

Und um die Kunst des Komponierens nach Noten nicht zu vergessen, vor allem aber weil es einfach tolle Musik ist, soll diese Woche mit einem Konzert am selben Abend im KM28 schließen. Dort spielen die Cellistin Lucy Railton und der Pianist Joe Houston ein Werk des New Yorker Avantgardisten Morton Feldman, „Patterns in a Chromatic Field“ aus dem Jahr 1981.

Feldmans Musik, deren Entwicklung so kleinschrittig und deren Verwendung von Wiederholungen so großzügig ist, dass man sie fälschlicherweise gern mal als „Minimal Music“ bezeichnet oder sich ihrer abfällig als „Klangteppiche“ entledigt, dürfte in Zeiten allgemeiner Akzeptanz des Drones auf ein gewogeneres Umfeld treffen.

Drone ist das bei ihm zwar auch nicht, aber man könnte es als so etwas hören. Lohnt die Geduld, oder besser: Die Geduld wird belohnt werden (Karl-Marx-Str. 28, 8. 6., 20.30 Uhr).

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Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.

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